Walhalla
Entlang der A3 stößt man kurz hinter Regensburg, genauer gesagt bei Donaustauf, unweigerlich auf die Walhalla. Bereits 1807 - noch als Kronprinz - kam Ludwig I. von Bayern auf die Idee, entlang der Donau ein Denkmal zu Ehren bedeutender Deutscher zu errichten. Gut zwanzig Jahre später, zwischen 1830 und 1842, realisierte Architekt Leo von Klenze schließlich in seinem Auftrag den Ruhmestempel im klassisch-griechischen Stil:

 

Walhalla bei Donaustauf:
 

Im Inneren der Walhall befinden sich heute 128 Büsten und 65 Gedenktafeln, die an 193 Personen und Gruppen erinnern. Zuletzt wurde 2007 Carl Friedrich Gauß aufgenommen, Edith Stein und Heinrich Heine werden in Kürze folgen. Es sind aber auch danach noch genug Plätze frei, der Freistaat Bayern nimmt jederzeit Vorschläge entgegen. Kleines Quiz:
 

Who is who?
 

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(Mauszeiger über's Bild zur Lösung)

Mit ihren Säulen und Büsten erinnert die Walhalla sehr an das alte Griechenland, nur dass sie besser erhalten ist. Auch ihr Fortbestand ist gesichert, denn bis 2013 wird sie umfassend restauriert, obwohl mir als flüchtigem Betrachter gar nicht aufgefallen ist, was es eigentlich zu restaurieren gibt. Alles wirkt sehr gepflegt und gar nicht baufällig. Offensichtlich weniger Mühe hat man allerdings auf die Erstellung der Büsten und Plaketten verwendet, die z.T. unglaubliche Fehler enthalten: Georg "Gottfried" Händel, Joseph "Heyden" und Hans "Hemling" stehen dort, um nur die gröbsten Schnitzer zu nennen. Auch die oben abgebildete Büste Wielands ist fälschlich mit "G. Martin Wieland" unterschrieben. Dafür macht ein Aushang extra darauf aufmerksam, dass Kaiserin Maria Theresia nicht Mutter Teresa ist! Wer hätte das gedacht? Zu interessanteren Fragen, etwa was Katharina die Große in einer Ruhmeshalle für große Deutsche zu suchen hat, gab es hingegen keine Erklärung.

Aber genug jetzt, ich will hier angesichts des sehr positiven Gesamteindrucks nicht weiter Haare in der Suppe suchen, zumal man sich durchaus auf den Standpunkt stellen kann, dass das Innere der Walhalla angesichts dieses Ausblicks auf die Donau ohnehin zweitrangig ist:

Glasstraße
Quer durch den Bayerischen Wald verläuft auf über 250 km Länge die Glasstraße, entlang derer zahllose ganz im Zeichen der Glasindustrie stehende Dörfer und Städte zu finden sind. Die größte und bekannteste Glasbläserei der Region ist wohl die Fa. Joska Kristall in Bodenmais, der wir natürlich einen Besuch abstatteten. Bereits in der Eingangshalle wird der Besucher mit Nachbildungen berühmter Glaspokale von Joska begrüßt, darunter solchen für die Formel 1, zahllose bekannte Golfturniere und sogar für den FIFA Confed-Cup 2005. Auf dem riesigen Gelände mit einigen Dutzend Verkaufshallen wird man vom Angebot schier erschlagen. Hier gibt es wirklich nichts, was es nicht gibt, solange es aus Glas ist.

Großer Arber und Großer Arbersee
Der Große Arber ist mit 1.456 m der höchste Berg des Bayerischen Waldes. Zu seinen Füßen liegt, wunderschön in die Berglandschaft eingebettet, der Große Arbersee:

Das gesamte Arbergebiet eignet sich hervorragend zur Freizeitgestaltung. Im Winter wird hier Ski gefahren, im Sommer sind vor allem Wandern und Motorradfahren angesagt. Für viele solcher Touren scheint der Große Arbersee ein echter Magnet zu sein, jedenfalls war er an diesem Samstag recht überlaufen, und die Massen zerstreuen sich auch nicht wirklich, weil der See (trotz seines Namens) recht klein ist.

Zumindest etwas beschaulicher geht es auf dem Gipfel des Arber zu, den man mit einer Seilbahn erreicht. Dort waren natürlich auch Touristen unterwegs, aber das Gipfelplateau ist recht weitläufig. Übrigens hatte es zwei Hochzeitsgesellschaften mit Mann und Maus auf den Arber verschlagen. Offenbar keine Seltenheit, denn die Seilbahn bietet eine eigene Hochzeitsgondel (Bild). Wir saßen jedenfalls gerade auf der Terrasse eines Ausflugslokals und ließen uns bei herrlichem Wetter Apfelkuchen mit Sahne schmecken, als eine dieser Gesellschaften sukzessive in Grüppchen zu drei, vier Personen an uns vorbei kam, um am Fuße des Berges ein Picknick zu veranstalten. Alle Utensilien - einschließlich Torten! - wurden aus dem Tal mitgebracht. Keine schlechte Idee eigentlich, jedoch steckte der Teufel im Detail. Kaum eine Dame hatte bspw. mit den steilen Schotterpisten gerechnet, die es nun mit Stöckelschuhen und im langen Kleid zu überwinden galt. Nicht selten waren die Männer gezwungen, ihre stolpernden Frauen zu stützen, während sie mit der anderen Hand eine Buttercremetorte balancierten. Mehrmals war man angesichts dieser akrobatischen Einlagen geneigt, spontan Beifall zu spenden. Wirklich eine Schau!

Cham und Umgebung
Vom Arber bis nach Cham (gesprochen: "Kam"), unserem eigentlichen Ziel, führte der Weg noch ein gutes Stück durch den Bayerischen Wald. Diese Strecke war der vielleicht schönste Abschnitt des ganzen Ausflugs. Neben der grünen, nur von idyllischen Dörfchen unterbrochenen Natur trugen sicherlich auch das wunderbare Wetter und die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit unseren Urlaubsfreunden dazu bei, dass wir diese knapp zweistündige Fahrt sehr genossen haben.

Dorfkirche zwischen Bodenmais und Cham:
 

Am frühen Abend in Cham angekommen, wurden wir von unseren Gastgebern mit offenen Armen und der selben Herzlichkeit empfangen, die uns schon 2005 in Ägypten verband. Nach einem leckern Abendessen, gekrönt von einem preiswürdigen Eisbecher, wurde bei Apfelschorle und Wein bis spät in die Nacht über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges geplaudert, philosophiert und viel gelacht. Am nächsten Morgen erkundeten wir - nach einem opulenten Frühstück, dessen Ausstattung ein Fünf-Sterne-Hotel nicht hätte übertreffen können - gemeinsam Cham und Umgebung.

Erstes Ziel war die Wallfahrtskapelle Streicherröhren bei Untertraubenbach zwischen Cham und Roding. Diese abseits aller Touristenpfade mitten im Wald gelegene kleine Kapelle ist der Mutter Gottes gewidmet, wie zahllose Ikonen im Inneren verdeutlichen. Ihre heutige Gestalt bekam sie im Laufe des 19. Jahrhunderts. Sie vermittelt einen Eindruck von der Frömmigkeit vieler Menschen in dieser Region. Besonders positiv fiel auf, mit welcher Liebe zum Detail das Areal über die Jahre gepflegt worden ist.

Wallfahrtskapelle Streicherröhren:
 

Zurück am Ortseingang Chams ließen wir das Auto stehen und gingen zu Fuß Richtung Innenstadt. Kurz vor dem Biertor, einem der Wahrzeichen der Stadt, überquerten wir die Regenbrücke, welche ihren Namen nicht etwa schlechtem Wetter, sondern dem Fluss verdankt, über den sie führt. An dieser Stelle entstand 1959 Bernhard Wickis preisgekrönter Antikriegsfilm "Die Brücke". Ein Metallband mit Erinnerungstafeln, gestiftet vom örtlichen Lionsclub, erinnert heute an diese Begebenheit. Die historische Brücke aus Wickis Film wurde allerdings 1995 durch einen Neubau ersetzt.

Erhalten geblieben ist hingegen das Biertor, welches ebenfalls im Wicki-Film zu sehen ist, wie die kleine Animation links verdeutlicht. Uns hat es etwas an das Holstentor in Lübeck erinnert, wenngleich es weder ganz so groß noch ganz so schief ist. Heute dient es als Wohnhaus, dessen Bewohner mit Fug und Recht behaupten können, dass ihnen die Autos unter dem Wohnzimmer hindurch fahren. Sein kurioser Name erklärt sich übrigens historisch: Ursprünglich diente es als Tor zur (nicht mehr erhaltenen) Chamer Burg, die man 1642 zu einer Weizenbierbrauerei umfunktioniert hat. Aus dem "Burgtor" wurde somit das "Biertor".

Mittelpunkt des städtischen Lebens ist der Marktplatz mit der Stadtpfarrkirche St. Jakob und dem in seiner Mitte befindlichen Marktplatzbrunnen, zu dem man - ein Gratistipp an alle allzu neugierigen Touristen - besser Abstand halten sollte. Nur Dank frühzeitiger Warnung unserer ortskundigen Begleiter entging ich nämlich einem Wasserattentat ersten Ranges!

Die Stadtpfarrkirche St. Jakob besticht vor allem durch ihr prunkvolles Interieur, in das wir - da gerade eine Messe stattfand - nur einen kurzen Blick werfen konnten. Aber auch von außen ist der barocke Wandpfeilerbau aus dem 14. Jahrhundert, dessen jetziges Erscheinungsbild nach Kriegs- und Brandschäden auf das 18. Jahrhundert zurückgeht, ein würdiger Mittelpunkt der Stadt. Wer die Gelegenheit hat, sollte zur Mittagszeit hierher kommen, denn pünktlich um 12.05 Uhr lässt das Glockenspiel am Rathausfirst die Marseillaise erklingen. Gewidmet ist die Hymne dem wohl berühmtesten Sohn Chams, Nikolaus Graf Luckner, dem Marschall von Frankreich (nicht zu verwechseln mit dem "Seeteufel" Felix Graf von Luckner, an den ich Unwissender zuerst dachte, als ich vom "Grafen Luckner" hörte, und den ich mit allem in Verbindung bringen konnte, nur nicht mit der Marseillaise). Der richtige Luckner ist auch als eine der Figuren des Marktplatzbrunnens verewigt.

Marktplatzbrunnen in Cham:
 

Im Anschluss an die Stadtbesichtigung fuhren wir noch einmal hinaus, zum Aussichtsturm auf der Luitpoldhöhe, der bedauerlicherweise geschlossen war. Egal, denn trotzdem konnte man von der Anhöhe einen wunderbaren Blick auf das Arbertal erhaschen:

So ein strammes Besichtigungsprogramm macht Hunger, und so kehrten wir bereits am späten Vormittag beim örtlichen Italiener ein, wo wir in gemütlicher Atmosphäre in der Sonne sitzen und uns kulinarisch verwöhnen lassen konnten. Wieder daheim bei unseren Gastgebern verdrückte ich dann noch einen kleinen Eisbecher, bevor es langsam aber sicher galt, Abschied zu nehmen. Selbstverständlich wurden wir nicht ohne Verpflegung auf die Reise geschickt (u.a. mit frischen, selbstgezogenen Tomaten), denn nach einem Fünf-Sterne-Frühstück um 9.00 Uhr, einem Wienerschnitzel von der Größe eines Elefantenohrs (afrikanischer Elefant!) samt Beilage um 12.00 Uhr und dem erwähnten Eisbecher mit sechs Kugeln, Sahne und Schokosauce um 14.00 Uhr hatten wir um 14.30 Uhr natürlich schon wieder Hunger... ;-)

Fazit
Ausflüge wie dieser mögen auf den ersten Blick ein wenig verrückt erscheinen, denn immerhin haben wir an nur drei Tagen mehr als 1.500 km zurückgelegt. Sie bescheren einem aber Eindrücke und Erinnerungen für's Leben, die jeden Meter Autobahn zehnfach wert sind. Für die uns zuteil gewordene Gastfreundschaft werden wir uns hoffentlich bald revanchieren dürfen.