Dashur - Sakkara - Epilog

Dashur
Am zweiten Tag stand ein Ausflug nach Sakkara und Dashur (oder Dahschur) auf dem Programm. Sakkara liegt ungefähr eine Fahrstunde von den Pyramiden von Gizeh entfernt. Dort gibt es vor allem die Stufenpyramide des Pharaos Djoser zu bestaunen. Dashur, noch eine halbe Stunde hinter Sakkara gelegen, beheimatet die Rote Pyramide und die Knickpyramide. Bevor es losgehen konnte, musste aber erst wieder der von uns beauftragte und bezahlte Fahrer auf unsere Linie gebracht werden, denn er entpuppte sich als ähnlich eigensinnig wie sein Kollege am Tag zuvor. Warum wir sein tolles Angebot nicht angenommen haben, uns zunächst einmal die schönsten Ecken Kairos zu zeigen und danach, wenn es denn unbedingt noch sein muss, auch noch nach Sakkara und Dashur zu fahren, wird dem guten Mann wahrscheinlich noch immer ein Rätsel sein.

Jedenfalls hatten wir uns überlegt, zunächst an Sakkara vorbei nach Dashur durchzufahren, weil wir letzteres im Gegensatz zu ersterem noch nicht kannten, die Neugier also besonders groß war. Dashur ist im Unterschied zu Gizeh überhaupt nicht touristisch erschlossen. Es handelt sich um ein ganz ärmliches kleines Dorf, durch das nur eine Schotterpiste zu den Pyramiden führt. Diese stehen ähnlich wie ihre großen Brüder in Gizeh noch in unmittelbarer Nähe des Dorfes, aber doch schon in der Wüste. Das Pyramidenareal ist von einer Militärbasis umgeben, von der man allerdings nur den Sperrzaun sieht. Bis auf einen Bus mit Italienern und fünf versprengten Amerikaner waren wir die einzigen Touristen vor Ort. Keine Spur von dem Rummel in Gizeh, noch nicht einmal die üblichen Bettler und Postkartenverkäufer gab es.

Rote Pyramide und Knickpyramide
Von Dashur aus kommend erreicht man zuerst die Rote Pyramide. Angeblich verdankt sie ihren Namen der rötlichen Färbung ihres Gesteins, eine solche konnten wir allerdings kaum feststellen.
 


Die Rote Pyramide in Dashur.

Erbaut wurde sie ebenso wie die in unmittelbarer Nähe gelegene, ältere Knickpyramide von Pharao Snofru. Snofru war der erste Pharao der 4. Dynastie und der Vater von Cheops, der die Große Pyramide in Gizeh errichten ließ. Er lebte und regierte um 2.600 v.Chr. Die Rote Pyramide war sein dritter Anlauf, eine vernünftige Pyramide zu bauen. Seine ersten beiden Versuche waren die Pyramide von Meidum und die Knickpyramide. Beide wurden parallel gebaut, und zwar jeweils mit einem Böschungswinkel von 54 Grad. Das war nicht gut, denn der instabile Boden hielt dem immensen Druck auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche nicht stand. In Meidum kam es deshalb zur Katastrophe: Die Außenhaut brach weg und die Pyramide musste aufgegeben werden. Von Dashur aus sieht man noch heute in der Ferne den Trümmerhaufen, der wie ein Turm aus dem ihn umgebenden Sand herausragt (Bild links). Um eine ähnliche Katastrophe bei der zweiten Pyramide zu verhindern, musste man ihren Böschungswinkel mitten im Bau auf 43 Grad reduzieren. Dadurch entstand der unschöne "Knick" auf einer Höhe von 45 Metern, der der Pyramide ihren Namen gab.
 


Die Knickpyramide in Dashur.

Snofru wird die Krise gekriegt haben, als er das Ergebnis seiner Mühen sah: Ein Trümmerhaufen und eine Pyramide mit Knick - toll! Klar, dass ein anständiger Pharao das nicht auf sich sitzen lassen konnte, und klar auch, dass er beim dritten Versuch auf Nummer sicher gehen wollte. Deshalb ist die Rote Pyramide extrem breit, mit einer Basislänge von 220 Metern sogar doppelt so breit wie hoch (104 Meter). Ihre Neigung beträgt wiederum "sichere" 43 Grad. Man kann sie als Tourist betreten, wofür man allerdings gut trainierte Oberschenkel braucht, denn der Gang zur Grabkammer hinab ist extrem niedrig, extrem steil und extrem lang. Trotzdem war es natürlich ein besonderes Erlebnis, im Innern einer Pyramide zu stehen.

Überhaupt haben uns die Pyramiden von Dashur sehr gut gefallen. Das gilt auch für die Knickpyramide, die man als hässlich bezeichnen könnte, die aber durch ihren Knick eine Individualität gewonnen hat, die sie besonders reizvoll macht. Außerdem ist ihre glatte Außenhaut noch besonders gut erhalten. Dadurch kann man erahnen, wie überwältigend die Pyramiden früher ausgesehen haben müssen.
 


Die Knickpyramide aus der Ferne.

Sakkara
Der zweite Teil unserer Exkursion führte uns nach Sakkara, wo es neben einigen kleineren Pyramiden vor allem die Stufenpyramide des Djoser zu bewundern gibt. Die Stufenpyramide, erbaut um 2.650 v.Chr. von Djosers genialem Baumeister Imhotep, ist die erste Pyramide der Welt. Ihre sechs Stufen sollten den Aufstieg des toten Pharao in den Himmel symbolisieren.
 

Zum Sakkara-Komplex gehört heute ein kleines, nagelneues Museum mit schönen Exponaten (Bild links: Statue von Hohepriester Amenemipet und seiner Frau), in dem auch ein Film über Sakkara und die Erbauung der Stufenpyramide gezeigt wird. Selten für Ägypten und daher erwähnenswert ist, dass das Museum über ein kleines Cafe verfügt, das zu allem Überfluss mitten in der Wildnis auch noch einen ausgezeichneten Cappuccino fabriziert.

In der weiteren Umgebung der Stufenpyramide befinden sich einige weitere Pyramiden und Gräber, unter ihnen die recht verfallene Pyramide des Pharaos Teti II., der ca. von 2347 bis 2337 v.Chr. regierte. Sie war bei einer Basislänge von 79 Metern nur ca. 52 Meter hoch, also eigentlich nicht der Rede wert, wäre nicht ihr Inneres besonders gut erhalten. Nach einem erfreulich unproblematischen Einstieg gelangt man in zwei Kammern, die über und über mit Hieroglyphen verziert sind. Natürlich kommt immer wieder der Name Tetis II. vor, der - wie alle Pharaonennamen - von einer Kartusche eingerahmt wird (Bild rechts).

Epilog
Nach dem Aufenthalt in Sakkara ließen wir uns ins Hotel zurückfahren, wo wir den Tag gemütlich ausklingen ließen. Am nächsten Morgen standen dann nur noch der Transfer zum Flughafen und der Rückflug an. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Pyramiden auch beim zweiten Besuch nichts von ihrer Faszination einbüßen, und dass es eine echte Sünde war, bei der ersten Reise nicht in Dashur gewesen zu sein.