Empire State Building
"How high can you make it so it won't fall down"? soll der Bauherr John Jacob Raskob seinen Architekten William Lamb
1928 gefragt haben, als er plante, der Skyline von
New York das damals höchste Gebäude der Welt hinzuzufügen. "381 Meter", muss die Antwort gewesen sein, denn so hoch ist das Empire State Building
schließlich geworden. Es ist zwar nicht mehr das höchste Gebäude der Welt, ja es war noch nicht einmal das höchste Gebäude
auf unserer Reise, aber dennoch ist der Ausblick
von der Plattform im 86. Stock (320 Meter hoch) über New York, den Hudson River bis herüber nach New Jersey einfach beeindruckend.
Manhattan ist bestens zu erkennen, und bei guter Sicht kann man ganz im Hintergrund sogar die Freiheitsstatue sehen. Natürlich galt es auch für diese Attraktion anzustehen, und wir hatten noch Glück, dass wir in
vielleicht einer halben Stunde oben waren. Wichtig ist, dass man wirklich nach draußen gehen kann, die Stadt also nicht nur durch Glas zu sehen
bekommt, und die Außengitter verbauen der Kamera auch nicht das Motiv, sondern
sind breit genug, um ungestört fotografieren zu können. Das größte
Hindernis sind dabei die anderen Besucher, die selbst zu früher Morgenstunde
schon so zahlreich erschienen waren, dass ein Foto von uns beiden ohne störende Körperteile oder Rucksäcke Dritter im Bild schwerlich zu schießen war. Trotz
des Andrangs ist das Empire State Building aber ein "Muss" für jeden
Besucher New Yorks.
Shopping
Den Rest des Tages brachten wir damit zu, diverse Shopping-Gelegenheiten in Augenschein zu nehmen. Als erstes stand
Macy's auf dem Programm, das größte und wohl auch bekannteste Kaufhaus New Yorks. Vor diesem kann ich speziell die männlichen
Besucher allerdings nur warnen: Es gibt nichts als Klamotten, Handtaschen, Parfüm, Schmuck und
vielleicht noch Unterwäsche zu kaufen, und das auf immerhin 9 Stockwerken. Keine
Computerabteilung, keine Elektroabteilung, keine Sportabteilung,
ja noch nicht einmal Bücher gab es. Wir hatten uns für eine Stunde getrennt, um den jeweils eigenen Interessen nachgehen zu können, und wäre nicht im 4. Stock ein McDonald's gewesen, hätte
ich nicht gewusst, wem oder was ich die letzten 50 Minuten mein Interesse hätte zuwenden sollen. Ein paar ganz nette Einrichtungsgegenstände gab es, aber zu völlig
überhöhten Preisen.
Anschließend ging es zum Times Square und zur 5th
Avenue. Dort tobt das Leben. Menschen aller Couleur und offensichtlich aller sozialen
Schichten tummeln sich auf den Straßen und in den Geschäften. Susanne wollte unbedingt zu
Tiffany's, wie wahrscheinlich tausende anderer Frauen vor ihr. Wer hätte gedacht, dass es sich bei dem Laden
um eine feine Schmuck-Boutique handelt, deren Preise sich niemand leisten kann und in der sich neben vielleicht 10 ernsthaften Kaufinteressenten 250 Touristen tummelten,
die enttäuscht feststellten, dass es dort eigentlich gar nichts zu sehen
gibt? Wenigstens ein Audrey Hepburn-Denkmal zum Ablichten hätte man doch aufstellen können für
die Damen. Und Frühstück gab es auch nicht. Also sowas! Viel besser war da schon der von mir zielsicher aufgestöberte Laden mit
Lindt-Pralinen, der meine absolute Lieblings-Schokolade zu sensationell günstigen Preisen anbot. Verständlich, dass ich mich mit einem kleinen Vorrat eindeckte.
Blue Man Group
Bereits im Vorfeld unseres Aufenthalt hatten wir uns vorgenommen, eine
Broadway-Show anzusehen. Ich hatte seinerzeit im Internet recherchiert, und am besten von
allen gefiel uns die Blue Man Group, die es jetzt übrigens auch in Berlin zu sehen gibt. Deren Show findet zwar nicht unmittelbar am Broadway statt, aber wen stört das?
Wir hatten noch Glück, dass wir schon gegen 16 Uhr vor Ort waren, denn die Abendveranstaltung war bereits restlos ausverkauft, und auch für die Vorstellung am
Spätnachmittag gab es kaum noch Karten. Selbige waren mit 70 Dollar pro Stück zwar relativ teuer, aber die Show war auch super. Drei in schwarz gekleidete Männer mit
gänzlich blau gefärbten Kahlköpfen trommeln auf allerlei Gerät (hauptsächlich Baumaterial) herum und setzen zur
Musik, die von einer Band im Hintergrund angereichert wird, immer wieder gekonnt
visuelle Effekte ein, sei es durch die Beleuchtung der Bühne, sei es durch auf die Trommeln gespritzte Farbe, die bei jedem Trommelschlag wie
eine Fontäne hochspritzt. Die Blue Men interagieren vielfach mit dem Publikum, besonders während der zahlreichen komischen Einlagen. Eine Show für Augen und Ohren, die
ich nur jedem empfehlen kann, der sich etwas für Kunst interessiert. Nach der Vorstellung posierten die Blue Men noch bereitwillig für Fotos mit Zuschauern und baten bei
dieser Gelegenheit um eine Spende für eine von ihnen gegründete Wohltätigkeitsorganisation.
Fahrt nach Boston
Für den 05.09. stand bereits die Weiterfahrt nach Boston an. Zu diesem Zweck mussten wir noch einmal zum Newark Airport, um unser Auto
abzuholen. Dank eines hoteleigenen Shuttle-Services ging das problemlos, und unser Ford Taurus brachte uns
ebenso sicher und zügig nach Boston. Für mich war es das erste Mal, dass ich ein Auto mit
Hebelschaltung am Lenker steuern durfte, wie ich es bisher nur aus amerikanischen Serien aus meiner Jugend (besonders "Agentin mit Herz") kannte. Ich hatte
glücklicherweise etwas weniger Probleme mit meinem Gefährt als weiland Kate Jackson. Mit besagtem Ford ging es in Boston gleich als erstes zur dortigen Hertz-Filiale, um
ihn in das von uns bevorzugte Cabrio umzutauschen. Genau eines davon hatte man noch vorrätig: Einen quietschgelben
Ford Mustang, mit breiten Reifen, Heckspoiler und allem was dazu gehört. Fehlte noch der Fuchsschwanz. Nachdem wir einmal
tief Luft geholt hatten, fanden wir es aber auch irgendwie cool, mit einer
solchen Kutsche durch die Lande zu fahren - es war ja nur für zwei Wochen und uns kannte keiner. Übrigens haben die Amerikaner ohnehin ein ganz anderes Verhältnis zu Autos als wir. Schlitten, die
hierzulande bestenfalls von Zuhältern gefahren werden (bestes Beispiel: Corvette), sind dort an der Tagesordnung und gelten als sportlich-schick. Ich habe auch bei mehr
als einer Gelegenheit aufrichtige Komplimente für "mein" Auto bekommen. Futterneid gibt es in den USA nicht.
Fenway Park
Unser erster Weg in Boston führte zum Fenway Park, der Heimat der
Boston Red Sox. Fenway Park, das älteste aller US-Baseballstadien, ist berühmt für sein "Green
Monster", die riesige, auf dem Bild rechts (Quelle: Postkarte)
gut zu erkennende grüne Mauer im Left Field, über die man den Ball für einen Homerun schlagen muss. Die Boston Red
Sox sind die Erzrivalen der New York Yankees und haben das Image der liebenswerten, ewigen Verlierer. Seit sie 1918 ihren Starspieler Babe Ruth an die Yankees verkauften, haben sie keine Meisterschaft mehr gewonnen,
die Yankees hingegen 26. Auch dieses Jahr liegt Boston wieder hinter New York auf Platz 2, aber trotzdem stehen die Red Sox Fans wie ein Mann zu ihrer Mannschaft, und
die Atmosphäre im Stadion ist einmalig. Leider mussten wir - nachdem wir endlos nach einem Parkplatz gesucht und einen solchen endlich für schlappe 30 Dollar gefunden
hatten - vor Ort entsetzt feststellen, dass das Spiel ausverkauft war. Eigentlich kein Wunder, es war ein wunderschöner Nachmittag an einem Sonntag, und die Red Sox sind
- wie gesagt - schwer beliebt. Nicht einmal einen Schwarzmarkt gab es. So bekamen wir vom Fenway Park nur für einen kurzen Moment den Geruch von Hotdogs, den nach
draußen dringenden Applaus der Fans und die zahllosen Fanshops vor dem Stadion mit. Schade.
Kanufahrt auf dem Charles River
Nach dieser Enttäuschung ging es schnurstracks zum Hotel, von woaus wir nach kurzer Ruhepause noch einmal aufbrachen, um auf dem Charles River Kanu zu fahren. Wenn man
bei uns auf der Werse oder der Ems Kanu fahren will, mietet man sich ein solches und legt los. Nicht so in den USA. Was wäre eine echte Kanu-Vermietung ohne
Sicherheitsvorkehrungen? Zwar hat uns niemand durchsucht, weil es vollkommen sinnlos gewesen wäre, sich mitten auf dem Fluss in einem Kanu in die Luft zu sprengen, aber
bevor man uns ein solches überließ, mussten wir einen Fragebogen mit z.T. kniffligen Fragen für Kanufahrer ausfüllen, wobei sich für mich die besondere Kniffligkeit
daraus ergab, dass ich das englische Fachvokabular für Kanuten nicht beherrschte. Gut, geklappt hat es aber trotzdem, und die Fahrt war sehr schön. Der Charles River ist
ein ähnlich gemütlicher Fluss wie unsere Werse, vielleicht mit etwas mehr Strömung und etwas mehr Wind. Für Anfänger aber leicht zu machen. Und da sportliche Aktivität
Hunger macht, gönnten wir uns am Abend ein leckeres Essen mit Salat, Steak und Kartoffelpüree. |