Einige Vorbemerkungen
Im Vorfeld einer Ägypten-Reise bekommt man von Freunden, Verwandten und Bekannten so einiges zu hören: Ob es dort denn wirklich sicher sei? Man hört ja so viel von terroristischen Anschlägen. Wie es denn mit der Gesundheit sei? Man müsse sich ja impfen lassen und könne praktisch nichts essen. Und dann erst die unwirtlichen Temperaturen...

Nun, Bange machen gilt nicht. Wir haben unsere "Nofretete"-Rundreise trotzdem gebucht, bestehend aus 5 Tagen Nilkreuzfahrt von Luxor nach Assuan, zwei Tagen in Kairo und einer abschließenden Woche Badeurlaub in El Gouna. Und wir haben es keine Sekunde bereut. Zu den Sicherheitsbedenken kann ich nur sagen, dass Ägypten so sicher ist wie jedes andere Reiseland. Die touristischen Attraktionen sind allesamt polizeilich geschützt, aber recht dezent im Hintergrund. Die Kontrollen waren weitaus weniger störend als z.B. in den USA. Zu keiner Zeit fühlt man sich unsicher oder bedrängt. Impfen lassen muss man sich überhaupt nicht, das verrät einem schon jeder Reiseführer. Und jedenfalls in den besseren Hotels und auf den Nilschiffen kann man bedenkenlos alles essen. Ja, auch gewaschenen Salat und ungeschältes Obst. In unserer Reisegruppe haben das früher oder später alle getan und niemand hatte irgendwelche Magenprobleme oder gar Schlimmeres, auch die alten Leute und die kleinen Kinder nicht. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann (wie wir) eine Flasche Scotch mitnehmen und vor jedem Essen einen kräftigen Schluck trinken - altes Geheimrezept! Und man muss ja nicht gerade literweise Leitungswasser trinken. Getränke gab es ohnehin ausschließlich in Flaschen. Zu den Temperaturen kann ich nur sagen, dass wir in der Zeit vom 24.2. bis 10.3. überall um die 25 Grad hatten, plus/minus 5 Grad maximal. Abends kühlte es angenehm ab. Jeder ist eben für seine Reisezeit selbst verantwortlich. Wer meint, im Juli nach Ägypten fahren zu müssen, wird bei 55 Grad in der Wüste stehen. In der Hauptreisezeit von November bis April kann man aber praktisch nichts verkehrt machen. Eine 87jährige berichtete uns bei der Abreise, das gesamte Programm ohne Probleme absolviert zu haben.

Anreise, Einschiffung
Der Flug von Düsseldorf nach Luxor klappte reibungslos. Aus der Luft konnte man übrigens eindrucksvoll beobachten, warum der Nil die "Lebensader Ägyptens" genannt wird: An den Flussufern erstreckt sich ein Streifen von einem geschätzten Kilometer Breite nach West und Ost, dahinter beginnt unmittelbar die Wüste. Nichts als Sand. Wasser spendet Leben, keine Frage. Während des kurzen Bustransfers zum Schiff erhielten wir dann einen ersten Eindruck vom Leben in Oberägypten: Eselskarren und Kamele auf den Straßen, ärmliche Hütten am Wegesrand und Menschen im landestypischen Kaftan, der in Ägypten Galabeya (Galabia) heißt, prägten das Bild. Der Verkehr ist irre, ohne Hupe geht nichts.

Die "Iberotel Crown Emperor" ist das zweitgrößte von zur Zeit 270 Nilschiffen. Sie verfügt ausschließlich über Außenkabinen, von denen wir eine auf dem Oberdeck gebucht hatten. Bei einem Begrüßungstrunk (Tee) lernten wir unseren Reisebegleiter Mohamed (er nannte alle beim Vornamen, wir ihn also auch) kennen. Vom Reisebegleiter hängt auf einer Studienreise natürlich viel ab, da er einem die Sehenswürdigkeiten näher bringen muss und nicht zuletzt für die ganze Organisation vor Ort verantwortlich ist. Wir hatten Glück, denn Mohamed, ein studierter Ägyptologe, war mit Begeisterung dabei. "Auf alle Ebenen", würde er sagen. Vor allem sprach er gut genug Deutsch, um alle Informationen 'rüberzubringen. Das war bei anderen Reiseführern, die man so nebenbei mit ihren Gruppen reden hörte, nicht immer der Fall.


Ebenso wichtig wie der Reiseleiter ist die Reisegruppe selbst. Man will ja eine harmonische Reise erleben. Auch in dieser Hinsicht hatten wir großes Glück. Der typische Ägypten-Tourist ist nach meinem Eindruck in der zweiten Lebenshälfte, interessiert an Land und Leuten und vielleicht etwas gebildeter als der Durchschnitt. Von solchen Leuten gab es in unserer knapp 30 Personen umfassenden Gruppe jedenfalls eine Menge. Mit einem ansteckend fröhlichen Ärzteehepaar aus dem Bayerischen Wald kamen wir besonders gut aus, und im Laufe der Woche hat sich mit den beiden eine sehr nette Urlaubsfreundschaft entwickelt.

Luxor-Tempel
Gegen 19.00 Uhr - zu dieser Zeit war es bereits dunkel - stand die erste Besichtigung auf dem Programm. Unser Schiff lag vielleicht 200 Meter vom Eingang des Luxor-Tempels entfernt, der nachts herrlich angestrahlt wird. Vor dem Tempel befanden sich einst zwei Obelisken, von denen einer jetzt auf dem Place de la Concorde in Paris steht. Die Franzosen revanchierten sich für das Geschenk übrigens mit einer Turmuhr für die Alabastermoschee in Kairo, die wir später auch zu sehen bekamen. Der Tempel ist ca. 3400 Jahre alt, also knapp 1300 Jahre jünger als die Pyramiden. Er wurde von Amenophis III. errichtet und von Ramses II. wesentlich erweitert. Er ist den Göttern Amun, Mut und Chons gewidmet. Eine Sphingenallee von knapp 3 Kilometer Länge, die zum Teil erhalten ist, verband ihn mit dem Karnak-Tempel.

Der Name "Luxor" (griechisch: Theben) bedeutet übrigens soviel wie "Palast", weil die Entdecker der Tempelanlagen diese für Paläste hielten. Ein Irrtum, denn tatsächlich war kein einziger Tempel bewohnt. Sie dienten ausschließlich der Verherrlichung der Götter bzw. des Pharao, der sie erbauen ließ. Die Struktur aller ägyptischen Tempel ähnelt sich: In der Regel führen eine oder mehrere Säulenhallen zu einem Raum, der als "Allerheiligstes" bezeichnet wird. Diesen Raum, in dem die Hauptopfergaben dargebracht wurden, durften nur der Hohepriester und selbstverständlich der Pharao betreten. Die Säulen in den Hallen sind oft der Natur nachempfunden. Im Luxor-Tempel stellen sie z.B. eine gebundene Papyrusstaude dar. Sie haben, ebenso wie die kolossalen Statuen Ramses II. am Eingang des Tempels, atemberaubende Ausmaße. Heute ist der ganze Tempel offen, zur Zeiten der alten Ägypter war er aber komplett überdacht. Die Wandverzierungen sind z.T. sehr gut erhalten.

Insgesamt wirkte der Luxor-Tempel bei Nacht sehr eindrucksvoll. Der ideale Vorgeschmack auf die Dinge, die da kommen würden. Zurück auf dem Schiff erfuhren wir dann, dass wir am nächsten Tag gegen 4:30 Uhr aufstehen müssen, um rechtzeitig zum Karnak-Tempel aufbrechen zu können. Auch dies war, wie sich noch herausstellen sollte, lediglich ein Vorgeschmack.

Karnak-Tempel
Am nächsten Morgen fuhren wir also mit dem Bus zum Karnak-Tempel, der ca. 3 km vom Luxor-Tempel entfernt liegt. Es war noch völlig dunkel, aber Mohamed versicherte, dass es rasch hell werden würde, weil es in Ägypten kaum Dämmerung gebe. So war es dann auch, wenngleich die Sonne sich erst gegen Ende der Besichtigung richtig zeigte. Dafür war der Tempel noch nicht so überlaufen wie zu späteren Tageszeiten.


Der Karnak-Tempel ist bis heute der größte von einer Mauer umgebene Tempel der Welt. Eigentlich handelt es sich gar nicht um einen Tempel, sondern um eine Tempel-Anlage mit mehreren Opferstätten. Hier musste alles größer, besser und schöner sein als anderswo, denn immerhin diente der Karnak-Tempel für 1500 Jahre als bedeutendste religiöse Kultstätte überhaupt. Schon das Haupttor aus Kalkstein, zu dem eine kurze Sphingenallee führt, erreicht eine Höhe von 43 Metern. Von der ursprünglichen Mauer, die nicht aus Stein, sondern aus ungebrannten Nilschlammziegeln bestand, sind nur noch Fragmente erhalten. Der weitaus größte Teil des Inneren ist Amun-Ra gewidmet, also dem wichtigsten Gott des Sonnenkults.
In seinem von Thutmosis I. errichteten Tempel reihen sich 134 (!) Säulen gewaltigen Ausmaßes aneinander, die reich mit Hieroglyphen verziert und (im Gegensatz zum Dach, das völlig fehlt) sehr gut erhalten sind. Mohamed gab an dieser Stelle eine kleine Hieroglyphenkunde zum Besten: Behalten habe ich das Symbol des Lebens ( ) sowie die Tatsache, dass die Namen der Pharaonen immer von einer Kartusche ( ) umschlossen waren. Am Eingang vor der ersten Säulenhalle finden sich wieder Kolosse Ramses II. Etwas weiter hinten kann man einige Obelisken bestaunen: Hatschepsut hat zwei davon aufgestellt. Einer steht noch, sein Pendant wurde allerdings 357 n.Chr. nach Rom verschleppt, wo er bis heute auf der Piazza San Giovanni steht. Ein dritter, weitaus größerer Obelisk stürzte irgendwann um. Von ihm ist nur noch die Spitze erhalten. Etwas abseits steht noch der etwas kleinere Obelisk Thutmosis I. Auf einem Podest ruht ein großer steinerner Skarabäus.

Insgesamt hat mir der Karnak-Tempel sehr gut gefallen. Die Obelisken, besonders aber die Säulen sind sehr eindrucksvoll. Es muss eine irre Arbeit gewesen sein, sie zu errichten und zu verzieren. Man fragt sich die ganze Zeit, wie das alles wohl ausgesehen hat, als das Dach noch 'drauf war und alles in bunten Farben erstrahlte. Tausende Priester sollen sich täglich die Klinke in die Hand gegeben haben. Hinzu kamen eine Unzahl von Sklaven, Dienern usw. Unvorstellbar.

Bilder:



Eingang zum Luxor-Tempel. Links davor der verbliebene Obelisk.



Die Sphingenallee vom Luxor-Tempel zum Karnak-Tempel.



Ein Element der Sphingenalle vor dem Karnak-Tempel.



Eingangstor zum Karnak-Tempel, von innen fotografiert.



Die gewaltigen Säulen im Karnak-Tempel.



Die 3 verbliebenen Obelisken im Karnak-Tempel. Der mittlere stammt von Hatschepsut.

 

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