Pyramiden von Gizeh
"Viele Menschen träumen davon, einmal im Leben die Pyramiden zu sehen. So seltsam es klingt, können sie auf den ersten Blick enttäuschend wirken. Vielleicht weil ihr Anblick so altvertraut ist, erscheinen sie zunächst kleiner als erwartet." So beginnt der "Falk-Spiralo" Reiseführer sein Kapitel über die Pyramiden von Gizeh. Ich kann nur sagen, dass ich noch nie eine Beschreibung gelesen habe, die so wenig mit der Realität zu tun hat wie diese. Mein erster Blick auf die Pyramiden fand aus großer Entfernung, in einem Reisebus vom Flughafen zum Hotel durch ein unsauberes Fenster statt. Und trotzdem konnte ich die Augen nicht mehr abwenden. Das 7. Weltwunder der Antike hat einfach eine besondere Anziehungskraft, die man nicht beschreiben kann. Dass es nicht nur mir so ging, konnte ich im Bus beobachten, denn jeder machte jeden sofort hektisch auf die beiden Spitzen aufmerksam, die sich da zunächst noch klein und undeutlich am Horizont zeigten. Richtig wässrig wurde einem der Mund dann im Hotel gemacht, denn unser Zimmer im "Le Meridien Pyramids" war mit einem wunderschönen Ausblick auf die in unmittelbarer Nähe des Hotels gelegenen Pyramiden ausgestattet. So konnte ich es kaum erwarten, bis wir am nächsten Morgen endlich zur Besichtigung aufbrechen würden.

In Gizeh, einem Vorort von Kairo, gibt es drei Pyramiden: Die Cheops-Pyramide, die Chephren-Pyramide und die Mykerinos-Pyramide. Sie stehen keineswegs einsam in der Wüste, sondern in unmittelbarer Nähe der städtischen Bebauung Kairos. Der gegenteilige Eindruck wird durch die Fotos erweckt, die man immer in den Büchern sieht, denn natürlich versucht jeder Fotograf, die Pyramiden möglichst vorteilhaft ins Bild zu setzen, und vorteilhaft sind die recht schäbigen Hütten der Vororte von Kairo nun wirklich nicht. Man muss aber schon ganz schön suchen, um noch einen Winkel zu finden, der ausschließlich Wüste als Hintergrund bietet.

Cheops
Von Cheops stammt die älteste und größte Pyramide. Sie ist über 4500 Jahre alt, also über 1000 Jahre älter als jeder Tempel, den wir zuvor besichtigt hatten. Erbaut ohne Eisenwerkzeuge, ohne Rad, ohne Flaschenzug, ohne alles. 2,34 Millionen Steinblöcke, jeder im Durchschnitt 2,5 Tonnen schwer, wurden bewegt. Nochmals: 2,34 Millionen! Die Pyramide war einmal 146,6 m hoch, 137 m sind noch übrig. Ihre jeweils 230 m langen Seiten sind exakt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet, sie weichen nur wenige Zentimeter voneinander ab. Die Pyramide wirkt auch überhaupt nicht klein, sondern gewaltig, ja atemberaubend. Sie diente wie alle Pyramiden als letzte Ruhestätte des Pharao. Streitig ist, ob sie darüber hinaus eine kultisch-religiöse Bedeutung hatten. 

Unklar ist, wie genau die Pyramiden gebaut wurden. Die früher gängige Theorie von einer Rampe, auf der die Blöcke nach oben geschoben wurden, ist m.E. Unsinn, denn eine solche Rampe hätte selbst ein Vielfaches der Ausmaße der Pyramide haben müssen. Wahrscheinlicher ist die Theorie, dass eine windmühlenartige Maschine zum Einsatz kam, die mit Gegengewichten arbeitete. Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Aber selbst wenn es so war, bleiben Details unerklärlich, und ohne diese Details versteht man den ganzen Bau nicht. Wie konnten die Ägypter z.B. eine Kantenlänge von 230 m bis auf wenige Zentimeter genau ausrichten, so dass sich die Pyramide nicht verzog? Der kleinste Fehler hier hätte sich nach oben hin multipliziert und zum Scheitern des ganzen Vorhabens geführt. Der einzige Vorschlag hierzu lautet: Mit einem Seil. Nun, die Vertreter dieser Theorie mögen dies einmal vormachen. Wo bekam man ein 230 m langes Seil her? Und wie soll man, wenn man es denn geknüpft hätte, es viermal auf 230 m mit einer Abweichung von nur wenigen Zentimetern genau rechtwinklig ausrichten? Das klappt ja schon mit einem Springseil nicht. Logistische Fragen, wie z.B. nach der täglichen Verköstigung von tausenden von Arbeitern auf engstem Raum mag man gar nicht erst stellen.

Chephren und Mykerinos
In unmittelbarer Nachbarschaft zu Cheops hat sein Sohn Chephren eine zweite monumentale Pyramide errichten lassen. Sie wirkt sogar noch etwas größer als die des Cheops, weil sie auf einer Anhöhe liegt, ist tatsächlich aber niedriger (136,4 m). Bei ihr ist im Gegensatz zur Cheops-Pyramide zumindest an der Spitze noch die ursprüngliche Verkleidung erhalten (Foto rechts). Die Pyramiden waren früher ja komplett geglättet, an der Spitze mit Gold verziert und wahrscheinlich farbig bemalt. Die Verkleidung wurde in grauer Vorzeit jedoch einfach für den Häuserbau in Kairo verwendet und bis auf den erwähnten Rest abgeschlagen. Im Gegensatz zur Cheops-Pyramide liegt die Grabkammer mit dem Sarkophag des Chephren unter der Pyramide, und im Gegensatz zur Cheops-Pyramide bestand die Gelegenheit, diese gegen Aufpreis zu besichtigen. Man kommt sich vor wie in einem Indiana-Jones-Film, denn der Gang, der zur Grabkammer hinab führt, ist maximal 1,50 m hoch, lang und steil. Man kriecht also, noch dazu bei schummeriger Beleuchtung, in die Pyramide hinein. Das Foto links entstand unmittelbar vor der Grabkammer, wo der Gang komfortable 1,70 m hoch ist. Der Grünstich in dem Bild mag am schlechten Licht (natürlich wieder kein Blitz!) liegen. Echt ist er jedenfalls nicht, die Wände sind innen genauso sandsteinfarben wie die Pyramide von außen. Viel zu sehen gibt es in der Grabkammer übrigens nicht, außer dass sich der umstrittene italienische Archäologe Belzoni (ich würde eher sagen: Grabräuber und Grabschänder Belzoni) in riesigen Lettern an der Wand der Grabkammer verewigt hat. Welch ein Frevel.

Die Pyramide des Mykerinos, des Nachfolgers von Chephren im Amt des Pharao, wirkt neben den beiden anderen Pyramiden mit ihren "nur" 62 m Höhe (ehemals 66,5 m) geradezu winzig. Sie ist auch relativ schlecht erhalten. Die drei Pyramiden zusammen auf ein Bild zu bekommen, ist übrigens gar nicht so einfach, weil die Mykerinos-Pyramide etwas abseits steht.


Sphinx

Die alten Ägypter
waren sicherlich stolz auf ihre Meisterwerke. Nur einen kleinen Schönheitsfehler hatten sie: Dummerweise stand unmittelbar vor der Chephren-Pyramide noch ein unschöner Felsblock, der die Gegend verschandelte. Was könnte man daraus machen? Nun, eine riesige Sphinx vielleicht? Gesagt, getan. Und dort steht sie nun, die legendäre Sphinx, die heutzutage nicht weniger bekannt ist als die Pyramiden selbst. Ich fand sie auch nicht weniger beeindruckend. Sie ist Teil der Tempelanlage des Chephren, und man gelangt durch den Tempel an ihren Fuß. Nicht ganz klar ist, wessen Antlitz sie zeigt. Vieles spricht aber dafür, dass es Chephren selbst ist. Wie sie ihre Nase verloren hat, ist dagegen vollständig geklärt, denn es gibt ein Foto vom Täter auf frischer Tat. Übrigens hatte die Sphinx früher auch einen Zeremonialbart, dessen Überreste im britischen Museum in London liegen.

Der Aufenthalt an den Pyramiden war viel zu kurz. Hier muss ich eine seltene Kritik an der Reiseleitung anbringen, denn man hätte noch Stunden dort zubringen können, die sich anderswo leicht hätten einsparen lassen (dazu unten mehr). Immerhin steht man nicht alle Tage vor dem einzigen Weltwunder, das die Erde noch zu bieten hat. Man musste sich schon mit dem Fotografieren beeilen, Zeit zum Verweilen blieb praktisch überhaupt nicht. Der Vormittag stellte aber trotzdem das Highlight der Reise dar, rechtfertigte allein das Kommen und wird uns unvergesslich bleiben.

Stufenpyramide
Die Pyramiden von Gizeh sind nicht die ersten ihrer Art. Diese Ehre gebührt der Stufenpyramide von Sakkara, die der geniale Baumeister Imhotep um 2665 v.Chr. für seinen Pharao Djoser in Sakkara geschaffen hat. Sie ist damit knapp 100 Jahre älter als die Pyramiden von Gizeh. Sakkara liegt glücklicherweise in erreichbarer Nähe, und so konnten wir auch diese Pyramide in Augenschein nehmen. Noch heute kann man die insgesamt sechs Stufen sehr gut erkennen. Sie war in jeder Beziehung bahnbrechend, besonders weil sie erstmals komplett aus Stein statt aus den bis dahin gebräuchlichen Nilschlammziegeln gebaut wurde. Neben der Pyramide liegt die monumentale Tempelanlage des Djoser, an der noch fleißig gebuddelt wird. 

Memphis
Vorletzte Station auf unserer heutigen Reise war Memphis, die Hauptstadt des Alten Reiches. Leider ist von ihr nichts mehr übrig. Nur ein spärliches Freilichtmuseum, in dem die Exponate mehr oder weniger lieblos aufgereiht wurden, zeugt noch von der Vergangenheit. Immerhin steht dort eine sehr gut erhaltene Statue Ramses II. und eine Sphinx. Diese Station hätte man sich m.E. gut schenken können.

Gleiches gilt für den nun folgenden Besuch eines Goldschmuckladens, in dem man Andenken erwerben konnte. Das Geschäft selbst war sehr sauber und ordentlich, aber die Stunde, die wir hier zubrachten, hätte ich gerne noch an den Pyramiden zur Verfügung gehabt. Ich will niemandem etwas unterstellen und ich gönne jedem sein Einkommen, aber ich gehe jede Wette ein, dass die Reiseführer dafür, dass sie die Touris in diese Geschäfte lotsen, nebenbei fürstlich abkassieren. Darüber wird natürlich kein Wort gesprochen, vielmehr wird einem eine solche Station als Gelegenheit verkauft, schöne Andenken zu erwerben.

Bilder:




Blick aus unserem Hotelzimmer.



Im Vordergrund die Chephren-Pyramide, dahinter die Cheops-Pyramide.



Vor der Cheops-Pyramide.



Ägyptische Kavallerie bewacht die Pyramiden.



Sphinx vor der Chephren-Pyramide.



Detailansicht der Sphinx.



Stufenpyramide des Djoser in Sakkara.

  

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