Alabastermoschee
Wer war Mohammed Ali? Der Boxweltmeister im Schwergewicht, werden manche sagen. Stimmt aber nicht, das war Muhammad Ali. Mohammed Ali lebte von 1769 bis 1849 und war als Vizekönig von osmanischen Gnaden von 1805 bis zu seinem Tod Herrscher in Ägypten. Sein Name steht für Vetternwirtschaft und persönliche Bereicherung, aber auch für einige militärische Erfolge und eine gewisse Modernisierung des ausgebeuteten Landes. Seine bedeutendste Hinterlassenschaft ist die Alabastermoschee inmitten einer Zitadelle, die seit Anfang des 13. Jahrhunderts den Herrschern als Residenz diente. Sie bietet heute einen sehr schönen Blick über Kairo. 

Ihren Namen verdankt die Alabastermoschee ihrer 11 m hohen Verkleidung aus Alabaster. Sie beheimatet übrigens den von den Franzosen im Austausch für den Luxor-Obelisken nach Ägypten überstellten Uhrturm (Foto rechts). Ein ganz schlechter Tausch, denn die Uhr hat nicht eine Sekunde funktioniert, und der Turm ist ein einziger Schandfleck für die Moschee. Selbige müsste ohnehin dringend einmal renoviert werden. Es fehlt selbst am Allernötigsten. Die Teppiche sind total durch, und da man vor einer Moschee ja die Schuhe auszieht, bekommt man sofort kalte Füße. In dem riesigen Lüster, welcher unter der 52 m hohen Kuppel das Innere der Moschee dominiert, war jede zweite Glühlampe kaputt. Das interessiert aber anscheinend so lange keinen, wie immer noch einige Dutzend funktionieren. 

Sultan Hassan Moschee
In ähnlich bedauernswertem Zustand befindet sich die Sultan Hassan Moschee, die wir als nächstes besichtigten. Sie soll in nur 6 Jahren Bauzeit von 1356-1362 entstanden sein. Neben ihrer Funktion als Gebetshaus beheimatete die riesige Moschee im Mittelalter eine Koranschule für 200 Studenten, samt Unterkünften, Speisesaal usw. Die ihr ursprünglich zugedachte Rolle als Mausoleum für Sultan Hassan konnte sie hingegen nur auf dem Papier übernehmen, denn Hassan wurde auf einem Feldzug getötet und seine Leiche nie gefunden. Die Prominenz liegt sowieso in der benachbarten Er-Rifa'i Moschee, wo beispielsweise König Farouk und Reza Pahlevi (der Schah von Persien) ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Warum man diese an sich wirklich schönen Moscheen so verkommen lässt, weiß ich nicht. Ich vermute, es fehlt am Geld.

In der Moschee erzählte uns Mohamed übrigens viel Wissenswertes über den Islam. Er sprach dabei von sich aus so heiße Themen wie der Rolle der Frau im Islam, den Terrorismus usw. an. Damit begab er sich natürlich auf Glatteis und kam prompt einmal böse ins Schlingern, als er mit der Frage konfrontiert wurde, warum eigentlich Männer kein Kopftuch tragen müssen. Ich finde es sehr mutig und löblich, dass Mohamed sich um diese Themen nicht gedrückt hat, meine aber, dass er es einfacher hätte haben können. Es hätte nur weniger Worte bedurft, um in puncto Terrorismus einleuchtend klarzustellen, dass hier einige Verrückte eine an sich friedliche Religion als Vorwand missbrauchen, um ihre politischen Ziele mit Gewalt durchzusetzen. Das ist nun wirklich nichts Neues, und gerade wir Christen haben überhaupt keine Veranlassung, diesbezüglich die Nase zu hoch zu tragen. Die Kreuzzüge lassen grüßen. Ebenso verhält es sich mit der Unterdrückung der Frau. Es soll ja Religionen geben, in denen Männer Frauen nicht nur verschleiert oder mit einem Kopftuch überzogen, sondern massenweise als Hexen verbrannt haben... Kein denkender Mensch käme auf die Idee, diese Taten einiger Verrückter den Millionen anzulasten, die friedlich ihren Glauben praktizieren. Wer das anders sieht und heute pauschal alle Moslems als gefährliche Irre abtut, dem ist ohnehin nicht zu helfen.

Khan El Khalili Bazar
Auf diesen eher besinnlichen Aufenthalt folgte das Kontrastprogramm schlechthin: Ein Besuch des Khan El Khalili-Bazars. In einer schmalen Gasse, die auf beiden Seiten mit Abstrichen recht ordentliche Geschäfte beheimatet, tummeln sich vor, hinter, neben, unter und über den Touristen zahllose fliegende Händler, die mit Schmuck, Körben, Tüchern, Lederwaren und was weiß ich noch alles unterwegs sind. Natürlich handelte es sich bei diesem Bazar um eine reine Touristen-Veranstaltung. Ich habe keinen einzigen ägyptischen Kunden in der ganzen Straße gesehen. Die Zielgruppe konnte man auch an den Preisen erkennen, die für deutsche Verhältnisse immer noch günstig, für einen durchschnittlichen Ägypter aber sicherlich maßlos überteuert waren. Das soll aber keine Kritik, sondern nur eine Feststellung sein, denn das bunte Leben dort hat mir durchaus gefallen.

Ägyptisches Museum
Den Abschluss des Tages bildete der Besuch des ägyptischen Museums, auf den ich mich sehr gefreut hatte, denn das Museum beheimatet ja so unermessliche Schätze wie die aus dem Grab Tut-ench-Amuns. Leider durfte man dort nicht fotografieren, so dass ich von den Exponaten keine eigenen Bilder präsentieren kann. Dafür aber vielleicht einige Informationen:

Das Museum als solches ist in einem ähnlich desolaten Zustand wie die oben beschriebenen Moscheen, wenngleich schon aufgrund des Alters vielleicht nicht ganz so extrem. Irgendwo habe ich gelesen, dass dort der Platz schon lange knapp ist und man sich mit dem Gedanken beschäftigt, einen Neubau zu errichten. Die Motivation für die Erhaltung des alten Gebäudes wird dadurch nicht gerade gefördert, fürchte ich. Vielleicht fehlt es aber auch hier einfach nur am Geld. Die Exponate selbst sind historisch übersichtlich geordnet, aber leider überhaupt nicht in Szene gesetzt, sondern einfach Seite an Seite aufgereiht. Kein Vergleich mit der wirklich hervorragenden Präsentation ägyptischer Schätze im British Museum in London oder im Metropolitan Museum in New York. Hier eine kleine Gegenüberstellung, um zu verdeutlichen was ich meine (Bildquelle: Homepage der jeweiligen Museen). Keinesfalls soll aber nun der Eindruck entstehen, als lohne sich ein Besuch des Museums nicht. Ganz im Gegenteil, die Exponate sind so überwältigend, dass es eine Todsünde wäre, hier nicht vorbeizuschauen. 

Grabschatz des Tut-ench-Amun
Allen voran steht natürlich der Grabschatz des Tut-ench-Amun. 1922 hatte der Brite Howard Carter bereits 6 Jahre auf Kosten seines Mäzens Lord Carnavon erfolglos im Tal der Könige im Sand gebuddelt. Eines Tages wollte ein Junge den Arbeitern Wasser bringen. Weil seine Tongefäße einen runden Boden hatten und nicht von selbst standen, grub er mit seinen Händen eine kleine Mulde in den Sand. Dabei stieß er auf die erste Stufe einer Treppe. Diese führte, wie sich herausstellte, zum Eingang des Grabes von Tut-ench Amun, eines völlig unbedeutenden Pharaos der 18. Dynastie, für den sich eigentlich niemand interessieren müsste. Trotzdem wurde diese Entdeckung zu einer Weltsensation, denn sein Grab war unbeschädigt, und Carter konnte als erster Mensch seit 3200 Jahren die unermesslichen Schätze betrachten, die dem Grab beigefügt wurden. 

Ich bin noch immer total begeistert von dieser Sammlung. Sie ist nicht nur wunderschön, sondern auch viel umfangreicher, als ich sie mir vorgestellt hatte. Schon in den Nebenräumen des Grabes befanden sich unzählige Gegenstände, darunter hunderte kleiner Figuren, die die Gefolgschaft des Pharao symbolisieren sollten, ferner Streitwagen, Waffen und Gefäße aller Art, mehrere vergoldete Betten, Thronsessel u.v.m. In der Grabkammer selbst stieß Carter zunächst auf vier riesige, ineinander verschachtelte goldene Kisten, von denen die äußere praktisch die gesamte Grabkammer ausfüllte. Es kostete Carter ganze 83 Tage, bis er endlich auch die vierte Kiste heil herausgeschafft hatte, die dann den Sarkophag barg. Der Deckel wurde geöffnet, und im goldenen Sarkophag lag die unversehrte Mumie des Pharao mit der Totenmaske aus purem Gold (Foto, Quelle: Homepage des Ägyptischen Museums). Carter war so fertig, dass er der Mumie glatt den Kopf mit abriss, als er ihr die Totenmaske abnehmen wollte.

Ein Gedanke ging mir die ganze Zeit nicht aus dem Kopf: Wenn schon eine solche Null (Zitat Mohamed) wie Tut-ench-Amun derart atemberaubende Schätze mit ins Grab genommen hat, wie haben dann wohl erst die Gräber von Ramses II. oder Tutmosis III. ausgesehen? Die Phantasie lässt mich da im Stich.

Von den übrigen Exponaten haben mir besonders die wirklich sehr interessanten Figuren mit den leuchtenden Augen g
efallen, deren kunstfertige Gestaltung mir sicher nicht aufgefallen wäre, hätte Mohamed uns nicht darauf aufmerksam gemacht.

Papyrus
Nach dem Besuch des Museums ging es noch in einen hübsch aufgemachten Papyrusladen, wo uns die Herstellung von Papyrus sehr anschaulich erklärt wurde. Natürlich konnte man dort auch handgemalte Papyrusbilder kaufen, und ich muss sagen, dass mir die Motive allesamt sehr gut gefielen. Die Preise waren allerdings völlig überteuert. Ich interessierte mich besonders für ein großes Bild der vier Ramses-Statuen vor dem Tempel von Abu Simbel, das hier 1600 Pfund (230 Euro) kosten sollte. Der Verkäufer ließ sich auf 1200 Pfund herunterhandeln, und ich hätte es zu diesem Preis um ein Haar gekauft, wenn wir zuhause nur einen Platz dafür gehabt hätten. Regelrecht schockiert war ich, als ich drei Tage später in einem kleinen Papyrus-Laden in El Gouna das selbe Motiv in der selben Größe für einen Startpreis von 350 Pfund gesehen habe. Ich habe mir beide Bilder jeweils genau angesehen und kann nur versichern, dass sie durch nichts zu unterscheiden waren. 

Wieder am Hotel angekommen endete unsere Rundreise, und wir verabschiedeten uns von unserem Reiseführer Mohamed. Ich kann nur sagen, dass wir alle mit ihm sehr zufrieden waren, und wenn jemand sich mit dem Gedanken trägt, mit TUI nach Ägypten zu fahren, kann ich ihm bedenkenlos raten, nach Mohamed Gadallah als Reiseleiter zu fragen. Auf diesem Wege nochmals vielen Dank für alles.

Bilder:




Alabastermoschee von Mohammed Ali.



Lüster im Inneren der Alabastermoschee.



Sultan Hassan Moschee (links), Er-Rifa'i Moschee (rechts).
Fotografiert von der Zitadelle aus.



In der Sultan Hassan Moschee.
 


Wasserpfeifenstand auf dem Khan El Khalili-Bazar.
 

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