Anreise
Am Ende unserer Reise hatten wir eine Woche im Fünf-Sterne-Hotel "Mövenpick Ressort" in El Gouna gebucht. El Gouna liegt am Roten Meer, knapp 30 km nördlich von Hurghada, dem vielleicht bekanntesten Badeort Ägyptens. Der Transfer von Kairo nach El Gouna bestand in einer gut sechsstündigen Bustour, die bereits nach einer Stunde durch eine Pause von 40 Minuten unterbrochen wurde. Auch hier kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Reiseführer - für diesen Transfer war nicht mehr Mohamed, sondern ein mir nicht namentlich bekannter Ersatz zuständig - mit den Betreibern des Rasthofs unter einer Decke steckten, denn anders war dieser Stop kaum zu rechtfertigen. 

Überhaupt war die Begleitung auf dieser Tour eine Katastrophe. Der Mann brüllte in unerträglicher Lautstärke und unregelmäßigen Abständen irgendwelche Pseudo-Informationen in sein Mikro, die sich einem selbst auch durch einen einfachen Blick aus dem Fenster erschlossen ("Rechts sehen Sie die Wüste, so ist das hier"). Die Krönung aber kam in El Gouna, wo wir - nach sechs Stunden an der Grenze der Belastungsfähigkeit - feststellen mussten, dass weder der Busfahrer noch besagte Reisebegleitung die Schilder lesen konnten. Auf der Suche nach dem Mövenpick Ressort fuhren sie glatt an dem entsprechenden Schild vorbei. Da wurde ich schon unruhig, hoffte aber noch auf eine geheime Abkürzung. Nichts da, drei Kilometer später hielt der Bus an, und es hieß Scheibe 'runter und Palaver mit einem Ortsansässigen. Dieser zeigte an, dass wir den Weg zurück mussten, und so wendete der Bus, nur um wieder an dem Schild vorbei zu fahren. Ich habe mich dann lautstark bemerkbar gemacht, ebenso an drei weiteren Schildern, bis endlich das Ressort in Sicht kam. Ich glaube, sonst würden wir immer noch in El Gouna herumkurven.

An dieser Stelle sei übrigens ein herzliches Dankeschön an unsere Urlaubsfreunde Sonja und Winfried ausgesprochen, die sich ihre gute Laune und Gelassenheit auch in dieser Extremsituation nicht nehmen ließen. Und das, obwohl sie selbst noch bestimmt anderthalb Stunden warten mussten, bevor ihr Hotel, das noch einmal 30 km hinter Hurghada lag, an der Reihe war. Ich habe mir fest vorgenommen, mir diese Einstellung künftig zum Vorbild zu nehmen, und nur eine Woche später konnte ich diesen Vorsatz dann auch in die Tat umsetzen (dazu sogleich).

El Gouna
El Gouna ("Die Lagune", gesprochen El Guuna) selbst ist ein sehr ruhiges, fast schon mondänes Städtchen, das auch als Monaco Ägyptens bezeichnet wird, weil es ähnlich vornehm ist und zwar nicht einer Fürstenfamilie, aber doch einer Einzelperson, einem gewissen Herrn Samiris, gehört, der angeblich der reichste Mann Ägyptens sein soll. Seine Privatvilla lag übrigens in unmittelbarer Nähe unseres wirklich wunderschönen, hoteleigenen Strandes (Bild) auf einer kleinen Insel. Mit seiner Ruhe und Beschaulichkeit bildet El Gouna das krasse Gegenteil zu Hurghada, das ich einmal als das El Arenal Ägyptens bezeichnen möchte. Die Händler dort waren unerträglich, ja fast schon aggressiv (mehr als einmal stellte man sich uns in den Weg), während wir in El Gouna nicht einmal auch nur angesprochen wurden. Über das Ambiente, also etwa den Zustand der Häuser und den Verkehr, will ich gar nicht weiter reden. Wir haben unseren "Ausflug" nach Hurghada jedenfalls nach einer halben Stunde abgebrochen und sind mit eingezogenem Schwanz wieder nach El Gouna geflüchtet.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass es in El Gouna nicht viel zu tun und nicht viel zu sehen gibt. Klar kann man baden und tauchen bzw. schnorcheln, und man kann auch durch eine sehr schöne Fußgängerzone und einen lauschigen Hafen bummeln, aber das alles ist nicht sehr groß und es gibt nichts drum herum. El Gouna ist wie eine Insel auf dem Festland. Man wird also geradezu zu Ruhe und Erholung gezwungen. Zum Glück hatten wir ein sehr gutes Hotel, in dem man es hervorragend aushalten konnte. Die Anlage war perfekt sauber, und auch alles andere (Service, Essen, Ausstattung der Zimmer) hatte ohne Abstriche bestes westliches Niveau. Es war zudem sehr ruhig, was natürlich auch an der Reisezeit außerhalb der Ferien gelegen haben könnte.

Mövenpick-Ressort
Das Mövenpick-Ressort verfügt über einen eigenen Strand, der extrem flach ins Meer führt. Man kann bestimmt 200 m ins Wasser hinein gehen, ohne oberhalb der Gürtellinie nass zu werden. Das Wasser war sehr sauber und mit geschätzten 20 Grad noch recht kalt. Es umspült praktisch die ganze Hotelanlage, denn das Meerwasser wird in künstlich geschaffene Lagunen geleitet, in die das Mövenpick Ressort - ja eigentlich der ganze Ort - eingebettet sind. Man kann es also aushalten dort, und die Erholung von der Besichtigungstour tat uns sehr gut. Das Wetter war auch hervorragend, wenngleich manchmal etwas windig. Es weht nämlich von Februar bis April der Chamsin (Khamsin), ein trockener Wüstenwind, der andererseits aber auch dafür sorgt, dass es immer angenehm ist, auch in der prallen Sonne.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass es in El Gouna ein "Dine around"-System gibt, d.h. man kann in allen anderen Hotels und Restaurants essen gehen, und bekommt dies dann auf die eigene Halbpension angerechnet. Das Essen in anderen gleichwertigen Hotels ist also umsonst, in Spezialitätenrestaurants oder in höherwertigen Hotels muss man einen geringen Betrag zuzahlen. Wir haben zweimal in einem Steakhaus ausgiebig diniert und für uns beide zusammen knapp 10 Euro zugezahlt. Da kann man wirklich nicht meckern, und ich finde, die Idee des "Dine around" sollte Schule machen.

Das einzig Negative an dem ganzen Aufenthalt war dann der Rückflug. Ich will hier niemanden beleidigen oder despektierlich werden, aber was sich die Verantwortlichen am Flughafen in Hurghada geleistet haben, hatte selbst unser Flugkapitän nach eigener Aussage in 17 Berufsjahren noch nicht erlebt. Der ganze Flughafen ist eine Chaos-Zone, komplett überfüllt, unsauber und voller inkompetenter Leute. Unser Flug hatte bspw. 2 Stunden Verspätung, ohne dass auch nur eine Ansage darauf aufmerksam gemacht hätte. Auf dem Flugplan stand noch eine Stunde nach der Abflugzeit "on time". Dann verschwand der Flug ganz von der Anzeige, keiner wusste was los war. Weitere 2 Stunden Verspätung haben wir dann auf dem Rollfeld eingefahren. Wie diese zustande kamen, weiß der Herrgott. Nur ein Beispiel: Der Busfahrer, der uns vom Terminal zur Maschine bringen sollte, wusste nicht, wo die Maschine stand! Er fuhr also mit seinem vollbeladenen Bus nachts - es war stockdunkel - planlos auf dem Rollfeld umher, fragte mal diesen, mal jenen, und klapperte schließlich einfach alle Maschinen ab. Und das in einem Schneckentempo, bei dem uns selbst einmal ein Fahrzeug mit einer Gangway überholte. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte, denn in der Maschine mussten wir noch eine weitere Stunde warten, weil die Ägypter für die verbliebenen 10 Maschinen auf dem ganzen Flughafen zwei Stunden brauchten, um sie in die Luft zu bekommen. Hätte uns nicht eine andere Maschine vorgelassen, wäre das 16-Stunden-Fluglimit unserer Piloten abgelaufen gewesen, und wir hätten wieder aussteigen und im Flughafen übernachten dürfen. Buchstäblich in letzter Sekunde hoben wir dann doch noch ab. Die Maschine die uns vorgelassen hat, ist übrigens nicht mehr 'rausgekommen und musste die Übernachtung in Kauf nehmen.

Statt um 22 Uhr kamen wir dann um 3 Uhr nachts zu Hause an. Allen anderen Flügen, die an diesem Abend nach Deutschland gingen, wiederfuhr Ähnliches oder noch Schlimmeres, das haben wir mitbekommen. Geteiltes Leid ist halbes Leid, und in bester Erinnerung an Sonja und Winfried habe ich es (für meine Verhältnisse) gelassen hingenommen. Ich kann trotzdem nur sagen, dass ich - und ich glaube, ich spreche für alle Mitflieger - nie wieder ab Hurghada Airport fliegen werde. Man sollte sich dort vielleicht einmal überlegen, ob es klug ist, die Urlauber mit einem solchen letzten Eindruck aus diesem ansonsten wunderschönen Land mit freundlichen Menschen und einmaligen Sehenswürdigkeiten nach Hause zu entlassen.
 

Bilder:




Das Mövenpick-Ressort in El Gouna (kleiner Ausschnitt).



Die Hotelanlage mit Grünfläche, Fluss und Poollandschaft.



Impression vom Hotelstrand.

   

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