Der Weg vom Walchensee zur Zugspitze, unserem zweiten Tagesziel, führt zwangsläufig durch Garmisch-Partenkirchen, eine Gemeinde (Garmisch-Partenkirchen ist trotz seiner gut 25.000 Einwohner keine Stadt), die vor allem vom Wintersport lebt. 1936 fanden hier Olympische Spiele statt, und schon jetzt sieht man überall Plakate, mit denen für die Alpine Ski-WM 2011 geworben wird ("GAP 2011"). Allgemein bekannt ist auch das Neujahrsspringen, welches alljährlich im Rahmen der Vierschanzentournee stattfindet. Die Große Olympiaschanze ist weithin sichtbar und auch im Sommer sehr beeindruckend:



Hinter Garmisch-Partenkirchen folgten wir einfach der "Deutschen Alpenstraße" bis nach Grainau, dem Tor zur Zugspitze. Von dort aus führen drei Wege auf Deutschlands höchsten Berg: Per pedes, in einer Seilbahngondel oder mit der Zahnradbahn. Die erste Möglichkeit ist die Günstigste, schied für uns jedoch schon aus Zeitgründen aus. Die nur stündlich verkehrende Zahnradbahn fuhr uns quasi vor der Nase weg, und so entschieden wir uns für die Seilbahn. Selbige dürfe ohnehin die beste Wahl sein, denn sie ist mit Abstand am schnellsten und bequemsten. Der unverschämte Preis von 47 Euro pro Person ist übrigens für Seil- und Zahnradbahn gleich; man kann für Auf- und Abstieg zwischen diesen Transportmitteln wechseln.

Schwindelfrei
muss man für die Seilbahn nicht unbedingt sein, weil die Gondeln recht groß sind. Dennoch, der Abgrund unter einem ist schon extrem tief, und die Gondel zieht sich in nur wenigen Metern Abstand steil am Felsmassiv hoch. Das kleine Bild links entstand in der Gondel, und doch zeigt es nur völlig unzureichend, wie nahe man wirklich am Berg ist und wie steil es bergab geht. Aber gut, die Zugspitze ist nun einmal 2.962m hoch, und niemand hat behauptet, dass es leicht sei, den Gipfel zu erreichen.

Oben war es kalt, genau ein Grad über null, um genau zu sein. Kaum zu glauben, im Tal herrschten sicherlich 25 Grad. Uns störte die Kälte allerdings nicht zu sehr, denn wir waren vorbereitet (lang lebe der Fleecepulli!). Im Gegenteil, der Schnee war eine willkommene Abwechslung. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal Mitte Juli einen Schneeball geworfen zu haben! Weniger schön war der dichte, nur gelegentlich partiell auflockernde Nebel. Von einem überwältigenden Panoramablick können wir daher leider nicht berichten.

Immerhin war das frisch renovierte Gipfelkreuz (Bild unten rechts) wieder gut sichtbar an seinem Platz. Auch die Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat schmeckten in der Höhe nicht schlechter als im Tal (das Weizenbier übrigens auch nicht). Wenn man etwas kritisieren will, so die Tatsache, dass der Gipfel total zugebaut ist. Neben der Bahnstation finden sich z.B. eine Aussichtsplattform, ein Andenkenladen und "Deutschlands höchster Biergarten". Von Alpenromantik kann keine Rede mehr sein. Dennoch, wenn man schon einmal vor Ort ist, darf man sich einen Besuch der Zugspitze nicht entgehen lassen.

Einer Empfehlung folgend verbrachten wir die Nacht in Lermoos, also in Österreich. Die gut 1.000 Einwohner des Örtchens stemmen alljährlich über 500.000 Übernachtungen, die meisten davon zum Glück im Winter. Aber auch im Juli waren viele Hotels ausgebucht. Zu Recht, denn die umliegenden Berge erfreuen das Auge auch im Sommer. Neben dem Blick auf die Zugspitze (Bild oben links) fanden wir besonders das folgende Bergpanorama mit der Sonnenspitze (2.874m) in der Mitte sehenswert:


Von Lermoos aus führt die B 179 über ca. 40km zum Forggensee. Dorthin, genauer gesagt nach Füssen am Südwestufer des Sees, führte unser nächster Weg. Die Strecke war recht beschwerlich, denn es herrschte viel Verkehr, und einige Baustellen trugen ihren Teil dazu bei, dass die B 179 uns als eine weniger schöne Strecke in Erinnerung bleiben wird. Zu allem Überfluss ließ sich das angekündigte schöne Wetter zunächst nicht blicken, dichte Wolken hingen am Himmel. In Füssen selbst wurde der Verkehr kaum besser, eher im Gegenteil. Es herrschte stop-and-go wie in Manhattan, und ein Parkplatz war nicht zu finden. Selbst das Parkhaus, das wir schließlich fanden, verdiente seinen Namen nicht, denn es handelte sich noch um eine Bauruine, in der alle parkenden Autos vollkommen zugestaubt waren. Nachdem wir uns schließlich in der Touristeninformation über die Hotelpreise schlau gemacht hatten, stand für uns fest, dass Füssen und wir keine Freunde werden würden. Den Abschied erleichterte uns das Wissen um eine Alternative: In Waltenhofen, einem kleinen Ort ganz in der Nähe, sollte es unmittelbar am See ein familiär geführtes Hotel geben. Und so war es dann auch, wir ergatterten das letzte freie Zimmer. Und der Forggensee entschädigte für alle Mühen, denn er ist wirklich wunderschön. Das türkisgrüne Wasser lässt sogar ein karibisches Flair aufkommen - mitten im Voralpenland!

Im Ostallgäu geht nichts ohne Ludwig II. von Bayern! Jeder Andenkenladen hält Porzellanteller, Bierkrüge und andere Devotionalien mit seinem Konterfei bereit. Nicht ganz zufällig, denn mag er als Landesherr auch völlig unfähig gewesen sein, so hat er Bayern doch einige seiner schönsten Schlösser hinterlassen. Das berühmteste von allen, Schloss Neuschwanstein, liegt nur einen Katzensprung vom Forggensee entfernt. Man erreicht es zu Fuß (eine knappe Stunde steil bergauf), in der Pferdekutsche oder - unsere Wahl - per Bus. Übrigens hat sich der Ruhm von Neuschwanstein offensichtlich weit herumgesprochen: Disney diente es als Vorbild für Cinderella Castle in Disneyworld, und Horden von wuseligen Asiaten (Japaner und neuerdings auch Chinesen) bevölkern die Szenerie.

Dieses Motiv war fast schöner als die Hauptsache. Dennoch, zurück zu Schloss Neuschwanstein. Den besten Blick auf das Schloss hat man normalerweise von der Marienbrücke, deren Ursprung noch auf Ludwigs Vater Maximilian II. von Bayern zurückgeht. Es handelt sich um einen relativ schmalen Holzsteg neunzig Meter über dem Abgrund, der beruhigenderweise von einer Stahlträgerkonstruktion gestützt wird, wie ich im nachhinein bemerkte. Auch hier gilt: nicht nach unten sehen! Leider war das Schloss gerade eingerüstet. Dennoch war der Anblick imposant:

Ein besserer Blick auf die unverhüllte Seite bot sich von unten:

Direkt gegenüber liegt übrigens Schloss Hohenschwangau, das genau wie die Marienbrücke auf Maximilian II. von Bayern zurückgeht. Die Kinderstube Ludwigs II. hat nur einen kleinen Fehler - sie liegt direkt neben Schoss Neuschwanstein und verblasst neben diesem. Vielleicht zu Unrecht.


 

Nach der ebenso schönen wie anstrengenden Schlössertour erholten wir uns erst einmal auf dem Hotelzimmer, bevor wir gegen Abend bei bestem Wetter noch eine Fahrt rund um den Forggensee unternahmen. Sehr zu empfehlen, denn praktisch hinter jeder Kurve bieten sich wunderschöne Aussichten auf das Voralpenland und den See: