Billund war Mitte des 20. Jahrhunderts ein kleines Kaff in the middle of nowhere, bis der örtliche Zimmermann auf die Idee kam, sein Gehalt durch den Verkauf von Holzspielzeug aufzubessern. Zuerst tingelte er von Haus zu Haus, machte sich jedoch schon bald durch Qualität einen Namen, und die Nachfrage wuchs. Schließlich gab es einen kleinen Laden, der die Familie gut ernährte. Doch damit nicht genug, der Zimmermann hatte noch eine weitere gute Idee, nämlich sein Sortiment um Plastikspielzeug zu erweitern. Sein Sohn schließlich kam auf den wirklich genialen Gedanken mit dem allseits bekannten Stecksystem, und LEGO war geboren. Heute ist Billund Firmensitz eines weltweit operierenden Spielzeugimperiums mit eigenem Freizeitpark, dem Legoland. Wenn man schon mal da ist, muss man es auch gesehen haben. Unglaublich, was man aus LEGO alles bauen kann:
 

Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Legoland ist für Kinder! Für kleine Kinder, um genau zu sein (die Zielgruppe wird mit "2-12" angegeben). Wer also kein kleines Kind ist oder kein kleines Kind hat, sollte vielleicht nicht unbedingt einen ganzen Tag dort einplanen. Das soll selbstverständlich keine Kritik an Legoland oder gar den lieben Kleinen sein, denn wir waren in deren Reich und nicht umgekehrt, aber nach zwei Stunden reichte es dann doch.
  

Übrigens besteht Legoland nur noch zu einem kleinen Teil aus LEGO. Den weitaus größten Raum nehmen Buden aller Art (Essen, Trinken, Merchandise, selbstverständlich auch Legosteine) und Fahrgeschäfte für Kinder ein. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass da noch einmal richtig Kasse gemacht werden sollte, obwohl der Eintritt mit 40 Euro pro Nase schon nicht billig war. Nur ein Beispiel: Ein Fahrgeschäft bestand aus einer Wasserrutsche, bei der man zwangsläufig nass wurde. Direkt daneben standen Fönkabinen zum Abtrocknen (einer Autowaschanlage nicht unähnlich). Gute Idee, dachten wir im Vorbeigehen - aber das Fönen kostete doch glatt 2 Euro! Das ist einfach nur Abzocke. Aber gut, welcher Freizeitpark ist anders? Und damit das alles jetzt nicht zu negativ klingt, sei noch einmal betont, dass die Legobauten wirklich sehenswert waren.
 

Am späten Nachmittag fuhren wir dann noch ein Stück gen Osten bis Middelfart, das schon auf Fünen (dänisch: Fyn) liegt. Dort gibt es ein sehr gutes Hotel (mit einer Website übrigens, die sicher viel Geld gekostet hat, aber ein perfektes Beispiel dafür ist, wie man es nicht machen sollte). Tatsächlich kann man im "Kongebroo Garden" sehr angenehm übernachten. Allerdings war das Frühstück eines Fünf-Sterne-Hauses unwürdig, besonders die Tatsache, dass bereits eine halbe Stunde vor Ende alles abgegrast war und nicht mehr nachgelegt wurde. Wir bekamen um 9.30 Uhr kein Brötchen mehr (okay, Mohnbrötchen gab es noch, aber so verzweifelt waren wir dann doch nicht)! Nichts wie weg also und auf zur Inselbesichtigung.


Unseren ersten Stopp legten wir allerdings nicht auf Fünen ein, sondern auf der kleinen Insel Helnæs, die mit Fünen über einen schmalen Damm verbunden ist. Man fährt buchstäblich durch das Wasser.
 

Auf Helnæs ist die Zeit stehen geblieben. Hase und Igel sagen sich gute Nacht. Kein Mensch war auf der Straße des einzigen kleinen Dorfes zu sehen, kein nennenswerter Tourismus vorhanden, natürlich auch keine Industrie. Nichts als unberührte Landschaft.
 

Ein Abstecher auf diese Insel lohnt sich auf jeden Fall, wenn man ein wenig Ruhe genießen will. Übrigens stammt auch die obige Menügrafik dieser Seite mit dem einsamen Leuchtturm von Helnæs.

Das volle Kontrastprogramm bot anschließend Schloss Egeskov. Das Ziel auf Fünen, wie der Reiseführer schrieb. Und wirklich, das Schloss selbst sieht ganz ansprechend aus:
 

But beware: Auch hier braucht man gute Nerven! Kein Vergleich mit Legoland zwar, aber die ganze Schlossanlage ist eine einzige Spielwiese für kleine Kinder, mit Sandkästen, Klettergerüsten, Rutschen, Irrgärten und - Achtung, besondere Attraktion! - einem "Tree walk", bestehend aus mehreren Holzhängebrücken, über die man sich in 15 Metern Höhe durch die Baumwipfel des dichten kleinen Schlosswäldchens winden kann, immer begleitet natürlich von den lieben Kleinen, die einen mit Radau auf der schmalen Hängebrücke überholen, auf dieser herumhüpfen (besonders schön für nicht schwindelfreie Leute wie mich) oder einfach nur schreien, weil sie zum ersten Mal die Erfahrung machen, dass 15 Meter Höhe von oben ganz anders aussehen als von unten. Wie gesagt, Spaß pur.

Übrigens konnten wir hier zum ersten Mal eine typisch dänische Eigenart beobachten, nämlich das Picknicken! Wo eine Wiese ist, sind auch Dänen mit Kind, Kegel und Picknickkorb! Bei uns ist diese Kultur ja beinahe ausgestorben, aber unsere nördlichen Nachbarn pflegen sie wie eh und jeh. Der Grund ist u.E. ganz einfach: Dänemark ist TEUER! Unglaublich TEUER! Essen gehen kann man sich eigentlich gar nicht leisten. Ein Rumpsteak in einem mittelprächtigen Restaurant kostete locker 45 Euro, für mein erstes (und einziges) Bier von 0,4 l habe ich acht Euro hingeblättert. Da nimmt man die Brocken doch lieber mit und schmiert sich im Grünen eine schöne Stulle! Wobei, auch das ist nicht ganz billig, ein Fass Nutella 250g kostet dort z.B. 4,50 Euro (hierzulande zahlt man für 300g vielleicht die Hälfte). Mit Obst, Wasser, Käse und eigentlich allen anderen Lebensmitteln ist es genauso. Und erst die Hotelpreise...

Richtig lecker schmeckte uns übrigens das typisch dänische Smørrebrød, das ich als "Schnittchen 2.0" charakterisieren würde. Im Grunde handelt es sich um nichts anderes als eine Seniorenplatte mit Brot, Wurst und Käse, jedoch werden diese Grundzutaten auf das Feinste garniert mit Saucen, Früchten, Gemüse usw. Bei uns bekommt man ja bestenfalls ein Käsebrötchen mit Gurke und Tomate, aber die Dänen haben das Garnieren von Schnittchen zur Kunstform erhoben. Wiederum, es ist nicht ganz billig, aber Smørrebrød muss man probiert haben!