Seeland, die Hauptinsel Dänemarks, ist mit Fünen über die Storebæltsbroen zu erreichen, die längste Hängebrücke Europas. Ein sehr schönes und sehr zweckmäßiges Bauwerk, aber auch hier wieder: die Preise, die Preise... über 30 Euro (!) Maut für die Überquerung einer Brücke. Die spinnen, die Dänen!

 

Übernachtet haben wir in Roskilde, einer der größeren Städte auf Seeland, in einem bescheidenen "Bed & Breakfast", wobei man das "Breakfast" streichen kann, denn ein solches wurde uns am nächsten Morgen nicht serviert. Unsere "Gastgeber" ließen sich überhaupt nicht sehen. Also hieß es für uns ab zum örtlichen Becker, wo Smørrebrød und Kaffee serviert wurden. Dort ließen wir uns richtig Zeit, denn um neun Uhr sind in Roskilde noch die Bürgersteige hochgeklappt. Am Hafen war alles zu, auch das sicherlich sehr interessante (aber wiederum unverschämt teuere) Wikingermuseum, ja selbst der Dom hatte geschlossen. Auf dessen Öffnung zu warten hat sich aber gelohnt, denn sein Inneres ist sehr geschmackvoll in weiß und braun gehalten, irgendwie schlicht und doch schön. Besonders interessant ist, dass dort bis heute die dänischen Königinnen und Könige prunkvoll bestattet werden (Bild unten rechts).
 

Der Dom wurde im 12. Jahrhundert begonnen und über die Jahrhunderte immer wieder mal erweitert, und zwar im jeweils vorherrschenden Baustil (die charakteristischen Spitztürme im Bild oben links stammen bspw. aus dem 14. Jahrhundert). Deshalb wirkt der Dom von außen etwas chaotisch. Natürlich wurde er aus Backsteinen errichtet, wie so ziemlich jedes andere historische Gebäude in Dänemark auch. Seit 1995 gehört er zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Ein weiteres, besonders schönes Beispiel für dänische Backsteinarchitektur bot unsere nächste Station auf Seeland, nämlich Schloss Frederiksborg (dän. Frederiksborg Slot) in Hillerød. Ich liebe Wasserschlösser, allein schon deshalb, weil sie sich durch das Wasser nicht so zubauen lassen wie z.B. Kirchen in der Innenstadt. Bei Schloss Frederiksborg kommt hinzu, dass man wunderbar am Wasser entlang einmal rund um das Schloss spazieren kann. Auch der sehr gepflegte Schlossgarten ist äußerst sehenswert.
 


 

 

Weniger interessant fanden wir Schloss Kronborg in Helsingør. Zwar ließ Shakespeare seinen "Hamlet" hier spielen, doch was hat der Besucher im Jahre 2010 davon? Immerhin, ein paar alte Kanonen zeugen von der früheren Funktion der Anlage, die eigentlich weniger ein Schloss als mehr eine Festung war, die über die Einfahrt zum Öresund wachte. Schweden ist hier  gerade einmal 4km entfernt. Optisch kann Schloss Kronborg aber nicht mit Schloss Frederiksborg mithalten. Gerade leicht zu fotografieren war der Kasten auch nicht.

Die Landkarte ließ vermuten, dass man von Helsingør aus schön an der Küste entlang nach Kopenhagen fahren kann. Also entschieden wir uns gegen die Autobahn und für die Landstraße, was sich im Nachhinein nur als bedingt richtig herausstellte, denn tatsächlich bekommt man die Küste von der Straße aus kaum zu sehen, es sind immer noch einige Häuserreihen dazwischen. Zudem entpuppten sich einige der dänischen Dörfer entlang des Weges als echte Fuchsbauten mit vielen Kreuzungen und wenigen Schildern. Immerhin haben wir aber am Yachthafen von Sletten ein gemütliches Picknick mit Obst, Brot und Käse abgehalten - ganz dänisch eben! 


In Kopenhagen galt es dann erst einmal das Hotel zu finden. Eigentlich kein Problem, lag es doch direkt an unserer Einfahrtstraße. Nur hatten wir die Rechnung ohne einige geschickt drapierte Baustellen und nicht eingezeichnete Straßengabelungen gemacht - und schwupps standen wir mitten in Kopenhagen und hatten keine Ahnung mehr wo wir waren. Ich weiß nicht, wie wir es doch noch gefunden haben, aber irgendwie klappt es am Ende immer. Jedenfalls waren wir nach zwei Schlössern und der anstrengenden Fahrt zu müde, um noch etwas zu unternehmen.

Am nächsten Tag brachen wir aber in aller Frühe zur Besichtigung der Hauptstadt Dänemarks auf. Unglaublich: Die Dänen haben doch tatsächlich das Wahrzeichen Kopenhagens, die "kleine Meerjungfrau", abmontiert und zur Weltausstellung nach Shanghai verfrachtet! Als ob sich dort irgend jemand für eine mittelmäßige, 1,20m kleine Büste interessieren würde... In Kopenhagen fehlte sie jedenfalls an diesem 4.8.2010. Statt ihrer hatte man eine Leinwand aufgebaut, auf der per Webcam ein Livebild von der "kleinen Meerjungfrau" aus Shanghai zu sehen war (Bild unten links).

 

Okay, wir wussten vorher, dass sie nicht da sein würde. Aber zu ihrem Standort am Hafen sind wir dennoch gepilgert, schon um zu sehen, was die Dänen sich als Surrogat ausgedacht haben würden (wir rechneten mit einer Kopie). Jedenfalls lässt sich sagen, dass die Hafengegend auch ohne "kleine Meerjungfrau" sehr schön ist, denn dort befinden sich auch das Kastellet mit dazugehörigem Park sowie die hübsche Kirche St. Alban (Bild oben rechts). Und - mal ehrlich - wenn man nicht wüsste, dass die Kopenhagener diese schlichte Büste zu ihrem Wahrzeichen erklärt haben, wäre man ohnehin achtlos an ihr vorbeigegangen.
 

Nicht abbauen konnten sie Schloss Amalienburg, eine gewaltige Anlage mitten in Kopenhagen (das Bild oben zeigt nur einen kleinen Ausschnitt des Palasthofes) und die in seiner unmittelbaren Nähe befindliche Marmorkirche (Bild unten links), zwei der schönsten Gebäude Kopenhagens. Die Königin, deren offizieller Sitz ja Schloss Amalienburg ist, war übrigens nicht zu Hause, wie der flaggenlose Mast über dem Gebäude oben verrät. Ihre Hofwache stand dennoch Gewehr bei Fuß - natürlich in erster Linie für die Touristen.
 

Statt uns in die ca. 500m lange Schlange einzureihen, die auf Einlass in Schloss Amalienburg wartete, spazierten wir lieber weiter nach Nyhavn, der vielleicht schönsten Ecke Kopenhagens. Dieses im 17. Jahrhundert angelegte Markt- und Vergnügungsviertel verfügt bis heute über zahlreiche Cafes und Restaurants, in denen man bei schönem Wetter draußen sitzen und den Blick auf den Kanal genießen kann. Jedenfalls in den Morgenstunden war es dort auch nicht allzu überlaufen. Wie gesagt, Vergleichbares hat Husum auch (siehe oben Seite 1), aber das tut Nyhavn ja keinen Abbruch.
 

Von Nyhavn führte uns die längste Fußgängerzone Europas vorbei am legendären Freizeitpark "Tivoli" zurück zum Hotel. Kopenhagen ist keine Stadt der kurzen Wege, aber wenn man es einigermaßen geschickt anstellt, kann man sich einen Rundkurs von vielleicht 5 bis 6 km Länge abstecken, entlang dessen es unterwegs praktisch überall etwas zu sehen gibt. Will man den Tivoli besuchen, kann man sicherlich allein dort einen ganzen Tag verbringen, aber wenn man Kopenhagen auf die "Essentials" beschränkt, ist alles in vier bis fünf Stunden ohne Stress und mit Pausen gut zu schaffen.