Brighton
Als nächstes stand Brighton auf dem Programm, einer der beliebtesten Badeorte an Englands Südküste.

Ach was, Brighton ist der Badeort an Englands Südküste. Gegen den Titel "London by the Sea" wehrt man sich dort kaum, ganz im Gegenteil, am Strand hat man ein Riesenrad aufgebaut, das mich sehr an das "London Eye" erinnert hat, und den berühmten Pier krönt eine Nachbildung von "Big Ben".

Brighton muss man erlebt haben. Obwohl sich am Strand und auf dem Pier zahllose Touristen tummeln, hat der Ort doch etwas Behagliches, fast Melancholisches. Dazu trägt mit Sicherheit die Brandung bei, welche viel von dem Lärm schluckt, den andere verbreiten (England ist ansonsten ein sehr lautes Land; keine Ecke, an der nicht ein Kind schreit - Burgen, Klöster und Kathedralen eingeschlossen). Wenn man sich darauf einlässt und in der Stimmung ist, fühlt man sich durchaus in eine frühere Zeit zurückversetzt.

Herz und Wahrzeichen von Brighton ist aber nicht der Pier, sondern der Royal Pavilion, ein zweckfreies Protz- und Prunkgebäude im indisch-orientalischen Stil, mit Zwiebeltürmen und allem!

George IV. hat sich das Ding vom berühmten Architekten John Nash zwischen 1815 und 1822 hochziehen lassen. Lange Spaß hatte er nicht daran, starb er doch schon 1830. Queen Victoria, Nachfolgerin seines Nachfolgers, fand das Ding so hässlich, dass sie es 1850 für einen Spottpreis an die Stadt Brighton verscherbelte.

Nun, hässlich fand ich den Royal Pavilion nicht gerade, eher unpassend. Es gibt in Brighton - um nicht zu sagen: in ganz England, soweit ich das beurteilen kann - kein vergleichbares Gebäude. Die Frage nach dem Nutzen eines solchen Bauwerks und seiner Kosten darf man ohnehin nicht stellen, sonst gäbe es auch keine Pyramiden und keinen Taj Mahal.

Portsmouth
Von Brighton aus fuhr ich an der Küste entlang nach Portsmouth, wo im Historic Dockyard "HMS Victory" im Trockendock liegt, also das Flaggschiff, auf dem Lord Horatio Nelson 1805 im Seegefecht vor Trafalgar siegte und fiel. Durch die Hornblower-Romane C.S. Foresters habe ich ein Interesse an der Seefahrt zu Zeiten Napoleons entwickelt, und ausgerechnet das wohl berühmteste Schiff aus dieser Zeit, eben jene HMS Victory, ist als einziges noch erhalten. 2004 war ich schon einmal dort, und natürlich war ich sehr gespannt, wie es der alten Lady wohl in der Zwischenzeit ergangen war.

Zwischen mir und dem Historic Dockyard in Portsmouth lag allerdings noch eine Stecke von knapp 80 km auf der M27, für die ich glatte drei Stunden gebraucht habe. Auf der Karte als Autobahn eingezeichnet, entpuppte sich die M27 als Kriechspur erster Güte. Überall Kreisverkehre mit Ampeln (ist ein Kreisverkehr nicht eigentlich dazu da, eine Ampel überflüssig zu machen...?) und kilometerlangen Rückstaus davor. Vor diesem Stück Hölle kann ich nur warnen, allein die Stadtumführung Chichester, kaum 10 Kilometer, hat eine gute Stunde gedauert. Wohl gemerkt, weder durch Rushhour oder Baustellen bedingt, einfach durch die unglaublich stümperhafte Verkehrsleitung.

Endlich in Portsmouth angekommen, gerade noch rechtzeitig vor Torschluss, erstrahlte die "Victory" in altem Glanz. Lediglich auf dem Oberdeck machen morsche Planken Sorgen, dort wurde fleißig renoviert (siehe die weiße Plane auf den Fotos oben). Auch vorne am Bug war man zugange, Dank der Renovierungsarbeiten konnte man sogar ein Stück der alten Planken sehen, die man gerade freigelegt hatte (auf dem Bild unten links leider kaum zu erkennen, da im Schatten).

Im Inneren hat sich nicht viel getan, warum auch, den Rundgang durch alle Schiffsbereiche kann man nicht besser machen. Sogar das Knarzen der Bordwände bei Seegang wurde akustisch eingespielt. Sehr gut gemacht! Dass ich mir in den niedrigen Decks trotz größter Vorsicht wieder die Birne angehauen habe, sei nicht verschwiegen, ist aber natürlich allein meine Schuld. Die Seeleute damals müssen allesamt Liliputaner gewesen sein!

Übernachtet habe ich anschließend in Fareham, einem kleinen Ort etwas außerhalb von Portsmouth, weil in Portsmouth selbst beim besten Willen nichts zu finden war an diesem Freitag im August. Wem es ähnlich gehen sollte, dem sei das Lysses House Hotel als gut und günstig empfohlen. Es verfügt zudem über ein vergleichs-weise gutes Restaurant.