Avebury Circle
Stonehenge dürfte der mit Abstand bekannteste Steinkreis der Welt sein, und damit logischerweise auch der bekannteste der britischen Inseln. Nicht ganz zu Unrecht, auch wenn ich - wie oben erwähnt - den weitaus weniger populären Ring of Brodgar kein bisschen weniger beeindruckend fand. Doch wer kennt "Avebury Circle"? Der Name wird sicherlich nur Experten ein Begriff sein, obwohl dieser Steinkreis, bei der kleinen Ortschaft Avebury gelegen, ca. 1.000 Jahre älter ist als Stonehenge und mit ca. 12 Hektar eine weitaus größere Fläche belegt.

Das rührt meines Erachtens zum einen daher, dass für Stonehenge mehr Rummel gemacht wird. Zum zweiten ist Stonehenge wahrscheinlich touristisch interessanter, weil es vergleichsweise klein ist. Es lässt sich einfach besser besichtigen und abfotografieren als die zahlreichen, auf breiter Fläche zerstreuten Steine des "Avebury Circle". Selbige sind touristisch überhaupt nicht erschlossen, man kann die Wiese(n), auf denen sie stehen, ohne jede Einschränkung (d.h. auch ohne jeden Eintritt) frei betreten. Es gibt auch keine Absperrungen, man könnte auf die Steine hinaufklettern, wenn man denn wollte. Diesen Abstecher muss man einfach gemacht haben, schon um einen Vergleich zu Stonehenge zu haben.

Der Avebury Circle ist übrigens nicht ganz leicht zu finden, weil er eben nicht in Avebury, sondern auf einer Wiese bei Avebury steht, und man eben nicht auf einen Steinkreis trifft, den man auf einen Blick als solchen erkennt. Ein Navigationssystem hätte sicher geholfen, ich hatte nur Google Maps, und das funktionierte dort draußen nicht. Etwas Sucherei war also angesagt.

Lacock
Meine zweite Station an diesem Tag war das historische Dorf Lacock, das im Reiseführer sehr gelobt wurde. Man parkt am Dorfrand (für 3 Pfund) und legt einen kurzen Spaziergang in die Dorfmitte zurück, wo man auf wirklich schön instand gehaltene alte Häuschen trifft, die typisch für diese Gegend sind. Ein Kloster gibt es natürlich auch, ein recht schönes sogar.

Nicht stören darf man sich an der touristischen Ausrichtung von Lacock. Ich war an einem Montag dort, also an einem Tag, an dem eher wenig los gewesen sein dürfte, und trotzdem traf ich an jeder Ecke auf andere Touristen. Auch die Cafes waren brechend voll.

Bath
Wenn ich eines an dieser Fahrt bereue, dann nicht mehr Zeit für Bath eingeplant zu haben. Ich kannte den Ort bisher nicht, nur von dem gleichnamigen Orden ("Order of the Bath") hatte ich mal gehört, aber der hat mit dem Ort Bath nichts zu tun, sondern leitet seinen Namen von dem Prozedere ab, mit dem man zu Zeiten Georges I. (welcher den Orden 1725 stiftete) in den Ritterstand erhoben wurde, u.a. mit einem Bad nämlich. Dennoch bezieht auch Bath seinen Namen tatsächlich aus einem Bad, obwohl der Ort gar nicht an der Küste liegt. Dort gibt es nämlich gut erhaltene Bäder aus der Römerzeit, die wirklich sehenswert sind. Leider kann ich von diesen kein Foto präsentieren, da meiner Kamera plötzlich der Saft ausging, aber ich kann immerhin die Empfehlung aussprechen, gegen Abend dorthin zu gehen, weil sie wunderbar beleuchtet werden.

Und wo wir gerade bei Empfehlungen sind: im "Bill's" in Bath habe ich den vielleicht besten Hamburger meines Lebens gegessen, und das will was heißen! Eine coole Website haben sie zudem. Also, check it out!

Neben der unvermeidlichen Kathedrale kann ich weiterhin empfehlen, einfach durch die Straßen der Innenstadt zu schlendern und den Ort auf sich wirken zu lassen. Da so gut wie alle Gebäude aus Sandstein errichtet wurden, die meisten von ihnen im klassizistischen Stil, wirkt ganz Bath unglaublich einheitlich, stimmig, wie aus einem Guss. Ein schönes Beispiel dafür ist die Great Pulteney Street, in der mein Hotel lag.

Nach dem Großgrundbesitzer Sir William Pulteney hat Bath übrigens nicht nur eine Straße, sondern auch noch die vielleicht schönste Brücke der Stadt benannt. Sie erinnert ein wenig an die Ponte Veccio in Florenz, weil sie links und rechts der Straße noch Geschäfte beherbergt.

Bristol
Gerne hätte ich mehr Zeit für Bath gehabt. Aber ich musste ja unbedingt einen halben Tag für einen Ausflug nach Bristol verschwenden, obwohl ich bei der Sache von Anfang an ein ungutes Gefühl hatte, weil der Reiseführer von einer "Industriestadt" sprach - kein gutes Omen für einen Touristen. Was ich ferner vollkommen unterschätzt hatte war die Größe Bristols, mit ca. 430.000 Einwohnern die mit Abstand größte Stadt auf meiner Tour. Mich in einer Industriestadt zu verlieren war ungefähr das Letzte was ich in Südengland wollte, und dennoch ist es mir an diesem Nachmittag gelungen. Gesehen habe ich wenig bis nichts, fotografiert gar nicht, dafür aber endlos in Staus vor irgendwelchen Ampeln und Kreisverkehren gestanden. Wunderbar einkaufen können sollte man in einem Shopping-Viertel von Bristol, meinte der Reiseführer, und tatsächlich reihte sich dort ein Laden an den nächsten - nur dass die Preise in Pfund leider unseren Euro-Preisen entsprachen, was gegenwärtig einen Aufschlag von ca. 30% bedeutet. Wer hat da schon Lust, groß einzukaufen? Ich habe mich jedenfalls bald zurückgezogen und die Entscheidung verflucht, Bath so schnell den Rücken gekehrt zu haben.

Zeit für eine Rückkehr dorthin blieb mir leider nicht mehr, ich musste noch Strecke nach Nordosten zurücklegen, um am nächsten Tag meinen Flieger in die Heimat zu erwischen.

Fazit
Nach acht Tagen Südengland kann ich nur sagen, dass es eine wunderschöne Fahrt bei bestem Wetter war, sodass sich auch die Entscheidung, das teure Cabrio zu buchen, voll und ganz rentiert hat. Bei Gelegenheit werde ich sicherlich zurückkehren, um Cornwall und Wales zu bereisen, für den mir diesmal keine Zeit blieb. Dann aber nicht mehr allein, sondern hoffentlich wieder zu zweit.