Sagres liegt ganz im Südwesten Portugals. Nur einen Steinwurf vom Ort entfernt, am Cabo de São Vicente, erreicht man gar den südwestlichsten Punkt ganz Kontinentaleuropas, der von einem Leuchtturm beherrscht wird, welcher die raue Steilküste überragt. Das folgende Bild zeigt einen Blick von unserem Hotelzimmer in Sagres über den Atlantik bis zum Cabo de São Vicente, der Leuchtturm ist gut zu erkennen:
 

Natürlich kann man den Leuchtturm auch besuchen (genauer gesagt das Gelände um ihn herum, denn der Leuchtturm selbst ist voll im Dienst und daher unzugänglich). Allerdings muss man mit Andrang rechnen, denn zahllose Busunternehmen aus praktisch allen Algarveörtchen steuern dieses Ziel an. Uns fiel das Gewimmel nach drei Tagen absoluter Ruhe besonders negativ auf. Zu sehen gibt es immerhin einen netten Blick auf die Steilküste:
 

Von Sagres aus fuhren wir nach Setubal, das schon unweit der Hauptstadt Lissabon liegt. Leider gibt es auch die Westküste Portugals hinauf keine Küstenstraße, dafür aber mehrere Optionen auf inländischen Strecken. Wir entschieden uns für den Weg über Aliezur nach Odemira (ein echter Fuchsbau, dieser Ort, in dem man an einer Stelle einen U-Turn vollziehen muss, wenn man gen Norden weiter will, ohne dass ein Schild auf diesen Umstand hinweist), dann weiter über Cercal und Santiago do Cacém nach Grandola. Dort ging es auf die Autobahn nach Setubal (A 2 und A 12), die übrigens mautpflichtig ist, und dies nicht zu knapp (6 € für ca. 70 km). Hierzu ein Wort: Autobahnfahren in Portugal ist mit Deutschland überhaupt nicht zu vergleichen! Dass die Straßen in einem deutlich besseren Zustand sind, erwähnte ich bereits. Zudem sind sie völlig leer. In Portugal fährt kein Mensch Autobahn. Jeder, der in den letzten fünf Jahren einmal die Endlosbaustelle (früher A1 genannt) von Münster nach Hamburg gefahren ist, wird den Unterschied zu schätzen wissen. Kilometerlang begegnet man vielleicht drei, vier Autos oder Lkw. Wir nehmen an, dass dies gerade an der hohen Maut liegt, die für einen Portugiesen sicherlich noch schwerer zu stemmen sein dürfte als für einen deutschen Urlauber, zumal für einen Pendler, der sie täglich zu zahlen hätte.

In Setubal selbst gibt es nicht besonders viel zu sehen. Eine Stadt mit Industriehafen und einigen Stränden in der Nähe. Highlight des Ortes ist der örtliche Pousada, unser Hotel für die Nacht. Das Forte de São Filipe thront - wie es sich für eine alte Burg gehört - auf einem Felsen über der Stadt und eröffnet einen wunderbaren Panoramablick:
 


Zwischen Setubal und Lissabon liegt der Rio Tejo, über den nur zwei Brücken führen: Die Ponte 25 de Abril im Südwesten und die Ponte Vasco da Gama im Nordosten. Letztere ist zwar die längste Brücke Europas (17 km) und allein daher schon eine Sehenswürdigkeit, dennoch ist der Weg über die Ponte 25 de Abril dringend zu empfehlen, und dies nicht nur, weil er erheblich kürzer ist. Nein, vor allem weil er durch Almada führt, eine kleine Vorstadt am anderen Ufer des Tejo, die über eine Sehenswürdigkeit allererster Güte verfügt. Hier haben die Portugiesen nämlich die berühmte Christusstatue aus Rio de Janeiro nachgebaut, aus Dank dafür, dass Portugal vom 2. Weltkrieg verschont blieb. Nach zehn Jahren Bauzeit war die Cristo Rei fertig (1949-59). Schon von unten ist sie mit ihrem riesigen Sockel wirklich sehr beeindruckend. Man kann aber auch mit einem Aufzug bis auf eine Plattform unmittelbar zu Füßen der eigentlichen Statue hinauffahren.
 

Von der Cristo Rei aus hat man auch einen genialen Blick auf die Ponte 25 de Abril und ganz Lissabon. Uns hat die in Lissabon schlicht "Ponte" genannte Brücke sehr an die Golden Gate Bridge in San Francisco erinnert. Die Ähnlichkeit soll allerdings nur zufällig und oberflächlich sein, wenn man Wikipedia glauben darf.
 

Überquert man den Tejo auf der Ponte 25 de Abril, befindet man sich bereits in Lissabon. Unmittelbar zur Linken der Brücke erreicht man den Ortsteil Belém, welcher die meisten Sehenswürdigkeiten Lissabons beheimatet. Zu nennen ist zunächst und vor allem der Torre de Belém, das Wahrzeichen der Stadt. Erbaut 1515-1521 unter König Manuel I. gilt der Turm heute als bestes Beispiel des manuelinischen Baustils, einer Variante der Spätgotik, die nur im Portugal des 16. Jahrhunderts auftrat. Sie zeichnet sich u.a. durch die Verwendung zweckfreier Ornamente aus, die vor allem aus maritimen Motiven bestehen.
 

Dass die Portugiesen stolz auf Ihre Seefahrertradition sind, lässt sich in Belém unschwer erkennen. Hiervon zeugt vor allem das Padrão dos Descobrimentos, also das "Denkmal der Entdecker", welches 33 Persönlichkeiten aus jener Zeit zeigt, u.a. Heinrich den Seefahrer, Ferdinand Magellan und Vasco da Gama.
 

Vasco da Gama, der Entdecker des Seewegs nach Indien, liegt übrigens in Belém begraben, und zwar im Mosteiro dos Jerónimos, also dem Kloster des Hieronymus, das eine Sehenswürdigkeit für sich ist.
 

Wie gesagt, es gibt in Belém viel zu sehen. Uns hat es jedenfalls - wie in Lissabon insgesamt - sehr gut gefallen. Übrigens kann man dort auch wunderbar am Flussufer sitzen und eine Kleinigkeit essen. Wir kehrten beim örtlichen Italiener ein, der wirklich leckere Speisen zu sehr zivilen Preisen servierte. Frisch gestärkt machten wir uns sodann in die Altstadt Lissabons auf, die man von Belém aus einfach erreicht, indem man immer am Ufer des Tejo entlang fährt. Das älteste Stadtviertel, Alfama, betritt man dann durch dieses bescheidene Portal:
 

Eigentlich gehört es zum Pflichtprogramm in Lissabon, zum Castelo de São Jorge hinaufzusteigen, das die Skyline der Alfama dominiert. Allerdings ist der Weg dorthin sehr steil und es war an diesem Tag sehr heiß, sodass wir von diesem Programmpunkt doch lieber Abstand nahmen. Die "einmalige Aussicht auf Lissabon", welche der Reiseführer versprach, hatten wir zudem schon von der Cristo Rei aus genossen. Ansonsten kann man - wie überall in Portugal - eine Kathedrale besichtigen und/oder in der weitläufigen Fußgängerzone shoppen gehen.

Uns war die Zeit jedoch zu schade zum Einkaufen. Stattdessen unternahmen wir jedoch einen Ausflug in das moderne Lissabon, nämlich zum Gelände der Expo 1998, das heute Parque das Nações, also "Park der Nationen" heißt. Dort gibt es u.a. ein Ozeanarium mit einem riesigen Becken zu bewundern, in dem sich neben Haien und Rochen auch zwei Mondfische tummeln. Diese ungewöhnlichen, riesigen Tiere fanden wir besonders beeindruckend, obwohl (oder gerade weil) sie so hässlich sind.
 

Am späten Nachmittag fuhren wir dann noch quer durch Lissabon bis Queluz, einem unspektakulären Stadtteil von Lissabon, dessen einzige Attraktion der örtliche Palast ist. In einem Nebengebäude desselben befindet sich heute ein Pousada, dessen Restaurant nicht zu Unrecht sehr gelobt wird. Vor allem machten wir Bekanntschaft mit einem hervorragenden portugiesischen Weißwein, dessen Beschaffung in Deutschland nicht leicht war, uns mittlerweile aber geglückt ist.