Wenn man in Bibbona ist, sollte man einen Abstecher zum unweit gelegenen Dörfchen Bolgheri machen. Nach den Parkplatzkapazitäten zu urteilen, muss dort an manchen Tagen der Bär los sein, wir waren an diesem Vormittag allerdings fast allein. Nicht zum letzten Mal machten wir die Erfahrung, dass die Geschäftsinhaber in der Toskana ihre Läden gern geschlossen halten. Vor 10 Uhr kann man unmöglich etwas einkaufen, vor 19.30 Uhr öffnet kein Restaurant. 

 
Die eigentliche Attraktion in Bolgheri ist ohnehin weniger das Dörfchen selbst, auch wenn es durchaus hübsch herausgeputzt ist, als vielmehr die dorthin führende, ca. 4 km lange Zypressenallee. Leider hatte sich das Wetter noch nicht wieder ganz erholt, sodass unser Reiseerlebnis ein wenig hinter den Erwartungen zurück blieb.


Zum Glück besserte sich das Wetter allmählich, und gegen Mittag bekamen wir im Küstenörtchen Castiglione della Pescaia, unweit von Grossetto, tatsächlich die Sonne zu sehen. Da schmeckt der Cappuccino gleich doppelt gut.


Grosseto, die größte Stadt in der südwestlichen Toskana, kann man übrigens getrost auslassen, denn dort gibt es praktisch nichts zu sehen. Wobei "auslassen" einfacher gesagt als getan ist, denn alle Straßen von der Küste ins Landesinnere führen unweigerlich durch Grosseto. Vielleicht hätte sich bei besserem Wetter schon eher ein Ausflug zur Insel Elba gelohnt, auf die man mit einer Fähre ab Piombino binnen einer Stunde hätte übersetzen können. Neben der Villa Napoleone soll auch die Landschaft auf Elba sehr sehenswert sein, wenn man dem Reiseführer glauben darf.


Für uns bot sich dergleichen wetterbedingt leider nicht an, sodass wir direkt weiter nach Pitigliano fuhren, wo wir unser Hotel gebucht hatten. Pitigliano liegt weithin sichtbar auf einem Hügel. Später haben wir noch weitere ähnlich angelegte Städte gesehen, aber wenn man dergleichen nicht gewohnt ist, ist die Fernsicht auf Pitigliano schon sehr beeindruckend, besonders wenn man das unverschämte Glück hat, dass die Sonne die Westfront der Stadt durch eine winzige Lücke im ansonsten wolkenverhangene Himmel für einige Augenblicke illuminiert. Man kommt sich vor wie im Mittelalter.


Übrigens befand sich unsere Unterkunft genau genommen nicht in Pitigliano, sondern in Sovana, einem kleinen Ort einige Kilometer nördlich von Pitigliano. Sovana ist sehr idyllisch. Wir hatten ein tolles Hotel direkt am Dom, von dem aus wir ungestört durch die Straßen der Innenstadt schlendern konnten. In einem kleinen Laden um die Ecke haben wir  Wein getrunken und uns Käse- und Wurstplatten mit örtlichen Spezialitäten schmecken lassen. Dabei machten wir Bekanntschaft mit einer uns bisher unbekannten Kombination aus Käse und Honig (!), die unglaublich gut schmeckte. Sovana war wirklich eines der Highlights dieser Reise!


Am nächsten Tag ließen wir uns durch die südliche Toskana treiben, wobei mir noch erinnerlich ist, dass die Orte dort alle so ähnlich heißen, dass die Navigation nach Verkehrsschildern zuweilen irritierend sein kann, wenn man nicht ganz genau hinsieht, ob man nun nach Montepulciano, Montalcino oder Montefollonico abgebogen ist. Die Landschaft ist hier vor allem durch Ackerbau geprägt, nur ganz selten sieht man Weinreben. Häufiger anzutreffen sind Olivenbäume. Oliven sind neben - oder sagen wir: nach - dem Wein der zweite Exportschlager der Toskana.


Unser Tagesziel Montepulciano erreichten wir erst gegen Abend, lichttechnisch leider etwas zu spät für das geniale Foto mit der Kathedrale im Vorder- und der Stadt im Hintergrund, das man in allen Reiseführern sieht. Aber auch der Blick von Weitem ist nicht zu verachten. Die Kathedrale ist rechts im Bild am Fuße des Hügels zu erkennen.