Die Fahrt von Key Biscayne nach Fort Lauderdale verlief etwas zäher
als gedacht. Auf der Karte sind es zwar nur gut 20 Meilen auf der
US-1, diese führen aber durch dichten Stadtverkehr mit zahlreichen
Ampeln. Wir haben daraus gelernt und an den folgenden Tagen die
Interstates benutzt, wann immer es möglich war. In Ft. Lauderdale
angekommen wollten wir eigentlich mit einem Wassertaxi die
Villen der Reichen und Schönen abfahren, wie wir es schon
2003 getan hatten. Jedoch stellte sich heraus, dass der
Fahrpreis von damals 5 $ auf heute 20 $ pro Person gestiegen war,
und das fanden wir ein bisschen viel, zumal wir es wie gesagt schon
einmal gemacht hatten. Statt dessen haben wir einen Spaziergang am
Ozean unternommen und sind von den gesparten 40 $ im
Casablanca Cafe lecker Essen gegangen.
Am nächsten Morgen nahmen wir unser Frühstück im
Village
Grille ein, der in Lauderdale-by-the-Sea, etwas
nördlich von Fort Lauderdale liegt. Ich verlinke nicht ohne Grund
auf diese beiden Restaurants, denn ein Besuch dort sei zur
Nachahmung empfohlen. Das gebotene Preis-Leistungs-Verhältnis ist
wirklich ausgezeichnet. Vor allem kann man die Atmosphäre genießen,
die auf Fotos wie dem obigen natürlich nur unzureichend zum Ausdruck
kommt. Man sitzt bei bestem Wetter gemütlich an seinem schattigen
Tischchen, keiner hat Stress mit irgendwas, es gibt Leute zu
begucken, Eindrücke zu sammeln, Ami-Gespräche zu belauschen und -
ganz nebenbei - auch etwas Leckeres zu essen.
Nach dem opulenten Frühstück fuhren wir auf der I-95 nach Palm
Beach, wo laut Reiseführer die Wohlhabenden unter den Wohlhabenden
leben sollen. Tatsächlich deutete der Hafen schon einmal an, dass
Geld für viele dort nicht die größte Rolle spielt:
Ansonsten gibt es in
Palm Beach aber nicht viel zu sehen. Die Anwohner hatten nämlich die
geniale Idee, sich von lästigen Touristen durch eine Klappbrücke
abzuschirmen, die ihre Insel mit dem Festland verbindet. Selbige
geht alle paar Minuten hoch, und in diesem Zustand bleibt sie dann,
bis sich eine hinreichend lange Autoschlange gebildet hat. Man
sollte sich wirklich überlegen, ob man diese Station nicht auslässt.
Immerhin weiß man nachher, warum Palm Beach Palm Beach heißt:
Traditionell besuchen wir während unserer USA-Urlaube ein
Baseballspiel, wenn es möglich ist. Die Saison 2011 der Major League
Baseball beginnt zwar erst im April, aber den März nutzen die Teams,
um sich im sog. "Spring Training" auf den Ernstfall
vorzubereiten. Während dieser Zeit finden viele Freundschaftsspiele
statt, die man für kleines Geld besuchen kann. Zu einem solchen
fanden sich an diesem Dienstag im Roger Dean Stadium in
Jupiter, FL die Florida Marlins und die Minnesota Twins
zusammen.
Dabei hatten wir das
Glück, ausgerechnet den besten Pitcher der Marlins, Josh Johnson,
auf dem Mound bestaunen zu dürfen. Da die Twins mit Carl Pavano auch
ihren besten Mann aufgeboten hatten, wurde es eine knappe Partie,
aus der die Marlins am Ende mit
3:0 als Sieger hervorgingen. Aber das Ergebnis war natürlich
Nebensache. Im Vordergrund standen das herrliche Wetter, die relaxte
Atmosphäre und die Hotdogs! Es sollte nicht das letzte Baseballspiel
auf unserer Reise gewesen sein.
Nach dem Spiel blieb noch genügend Zeit, um bis Cocoa Beach
weiter zu fahren, einem Badeörtchen in unmittelbarer Nähe unseres
nächsten Reiseziels: Cape Canaveral, weltweit ein Begriff
wegen des dortigen Raumfahrtstützpunkts, von dem aus die Space
Shuttles ins All geschossen werden.
Als Tourist kann man
das Kennedy Space Center besichtigen. Ein nicht ganz billiges
Vergnügen mit 41 $ pro Nase, für die man noch nicht einmal alles zu
sehen bekommt. Will man z.B. näher als 3,5 km an die Abschussrampen
heran, sind weitere 20 $ fällig. Im Normalpreis inbegriffen sind
lediglich eine recht langweilige, zweistündige Standard-Bustour über
das weitläufige Gelände, ein Besuch der "Astronaut Hall of Fame", ein
IMAX-Film über Raumfahrt und der "Rocket Garden", in dem eine Reihe
ausrangierter Raketen sowie eine originalgetreue Nachbildung eines
Space Shuttles zu bestaunen sind.
Besonders beeindruckend fand
ich die Saturn-Rakete (Bild unten), gebaut für das
Apollo-Projekt, mit dem die Amerikaner zum Mond geflogen sind. Man
muss schon sagen, wenn man direkt vor einem solchen Ding steht, das
ja im Grunde nichts anderes ist als ein riesiger Treibstofftank mit
einer winzigen Kapsel oben 'drauf, bekommt man doch großen Respekt
vor dem Mut der Astronauten, sich damit in die Luft schießen zu
lassen.
Insgesamt bot das Kennedy Space Center
zu wenig für's Geld. Wenn man nur einmal im Leben dort ist, sollte
man es sich vielleicht anschauen, aber ein zweites Mal lohnt es
sicher nicht. Seit Einführung des Space Shuttles Mitte der 80er
Jahre hat sich in der amerikanischen Raumfahrt auch nicht mehr viel
getan. Neue, interessante Exponate gibt es folglich nicht. Die
geführte Bustour war zudem eher etwas für Kinder, auf "Sendung mit
der Maus"-Niveau. Soso, man befand sich also im Wettstreit mit den
Russen. Aha, es gibt eine Reihe von technischen Problemen zu lösen,
wenn man zum Mond fliegen will. Und wer hätte gedacht, dass es Mut
von den Astronauten erfordert, sich ins All schießen zu lassen? Aber
diese tapferen Amerikaner haben aus Liebe zu ihrem Land all diese
Mühen und Gefahren auf sich genommen, um schließlich doch den bösen
Russen zuvor zu kommen. Und heute, ja heute, da sind wir alle
Freunde und treiben gemeinsam die Raumstation ISS voran. Wie schön.
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