Daytona Beach ist kein wirklich schöner Ort. Mittlerweile hat man sogar die Seilbahn am Pier demontiert, die bis vor einigen Jahren noch ein wenig Esprit verbreitete (partiell demontiert, genauer gesagt, denn einen Teil der Bausubstanz hat man einfach stehen gelassen und dem Verfall preisgegeben). Eigentlich gibt es keinen Grund, hierher zu kommen, wenn nicht gerade die Daytona 500 anstehen, eines der bekanntesten NASCAR-Rennen in den USA. Aber ein Highlight gibt es eben doch: Man kann auf fast 20 Meilen mit dem Auto am Strand entlang fahren.

Das macht großen Spaß, denn das bunte Treiben ist einfach interessant zu beobachten. Während unserer Anwesenheit war der "Spring Break" voll im Gange, und gerade Daytona Beach ist ein Eldorado für Jugendliche, die hier eine Woche lang feiern wollen. Entsprechend lebhaft ging es am Strand zu. Fährt man allerdings einige Meilen weiter, wird es deutlich ruhiger.

Eine weitere Attraktion in Daytona Beach soll nicht verschwiegen werden: Das Outback Steakhouse! Outback ist mit Abstand unser Favorit unter den US-Steakhäusern, und die Filiale in Daytona Beach gehört zu den allerbesten. Überragende Qualität zum kleinen Preis.  


Am nächsten Tag wagten wir einen kleinen Abstecher landeinwärts, durch den Ocala National Forest nach Silver Springs. Der Reiseführer wusste zu berichten, dass es überall im Ocala National Forest Süßwasserquellen geben soll, und wir versprachen uns nach all den Küstenorten von einer Exkursion ins Landesinnere ein wenig Abwechslung. Die gab es auch, nur anders als geplant. Von Quellen war nämlich weit und breit nichts zu sehen! Dafür Kirche an Kirche. Baptisten, Methodisten, Church of Christ - you name it. Fromme Leute dort, offensichtlich.

Immerhin, die Fahrt durch waldiges Gebiet bis Silver Springs, dem Ort mit der Quelle, war wirklich schön. Aber in Silver Springs war von Wasserquellen wieder nichts zu sehen. Die angeblich zu den Quellen führende Straße endete vielmehr vor den Toren eines Freizeitparks im Disney-Stil. Gut, wir hatten im Reiseführer gelesen, dass viele Quellen in Privateigentum stehen sollen, aber es war keine Rede davon, dass da einer einen Freizeitpark errichtet hatte. Zunächst zögerten wir, ob wie die 33 $ Eintritt zahlen sollten, aber da wir nun schon einmal vor Ort waren, wollten wir auch endlich eine Quelle sehen (wobei wir unverschämtes Glück hatten, einen Coupon geschenkt zu bekommen, der uns einen Eintritt ersparte).

Der Freizeitpark war wirklich eine Attraktion für sich. Ich würde ihn als Disneypark für Rentner beschreiben. Überall lauschige Bänke im Schatten, im Hintergrund war klassische Musik zu hören, und das spärliche Publikum bestand tatsächlich zu 90% aus Personen Ü-60. Wasserquellen haben wir hingegen wieder keine gesehen. Immerhin: In der Mitte des Parks befand sich ein See mit (zugegeben sehr klarem) Quellwasser. Man beachte die Glasbodenboote, die angeblich hier erfunden worden sein sollen.


Die Fahrt zurück zur Ostküste Floridas führte uns über Salt Springs zum nördlichsten Punkt unserer Reise, nach St. Augustine. Dort verbrachten wir - entgegen unserer ursprünglichen Planung, die uns bis hinauf nach Panama City geführt hätte - gleich zwei Tage, denn es lohnt sich wirklich, dieses Örtchen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. St. Augustine ist die älteste Stadt der USA, 1565 von Pedro Menéndez de Avilés gegründet. Die spanischen Wurzeln haben sich bis heute gehalten, sei es in den Straßennamen, der Architektur oder der Bevölkerungsstruktur. Als sichtbarstes Zeichen ihrer Herrschaft über Florida haben sie das Castillo de San Marcos aus dem 17. Jahrhundert hinterlassen, dessen Kanonen die Küste beherrschten. Heute ist das Castillo ein National Monument, das man gegen eine geringe Gebühr besichtigen kann, allerdings nicht besichtigen muss. Außer ein paar Kanonen gibt es kaum etwas zu sehen. Von einem "genussvollen Blick auf die Altstadt", den der Reiseführer anpries, kann jedenfalls keine Rede sein, man sieht nur ein paar Dächer im der Ferne. Urteilen Sie selbst:

Überhaupt, die Reiseführer: Wir hatten zwei dabei - Reise-Know-How und Iwanowski - und wir können mit zahllosen Stellen belegen, dass die Autoren die von ihnen beschriebenen Sehenswürdigkeiten, Hotels und Restaurants in Wahrheit nie gesehen haben, weil ihre Beschreibung mit der Realität nichts zu tun hatte.

Neben den Spaniern hat sich vor allem Eisenbahnkönig Henry Flagler um St. Augustine verdient gemacht. Durch Florida zu reisen ohne auf den Namen Flagler zu stoßen ist nahezu unmöglich. Nach ihm sind zahllose Straßen, Gebäude, eine Stadt und sogar ein Landkreis (Flagler County) benannt. In St. Augustine ist er Namenspatron des örtlichen Colleges. 1888 errichtete Flagler an der Ecke King & Cordova Street das Luxushotel Ponce de Leon, um Touristen anzulocken. Heute bildet der Bau den Mittelpunkt des Campus. Nicht schlecht, nicht schlecht.

Hauptattraktion des Ortes waren für uns aber die zahllosen schmucken Häuschen im Kolonialstil, die St. Augustine ein eigenes, historisch angehauchtes Gepräge geben. Die meisten von ihnen bieten Bed & Breakfast an, und obwohl die Preise hier horrend sind (200 Dollar aufwärts) muss man eigentlich in einem solchen Haus übernachten.

Wir haben zwei verschiedene ausprobiert (unten im Bild Old Powder House Inn von außen und innen) und waren beide Male sehr angetan. Dazu passte auch das Frühstück, kredenzt an kleinen Tischchen in einem vornehmen Salon. Es gab jeweils frisch gebackene Quiche und allerlei andere Köstlichkeiten, natürlich mit richtigem Besteck und Stoffservietten.

Weiteres Markenzeichen von St. Augustine sind die Pferdekutschen, die man überall im Ort sieht. Uns haben sie sehr an Sevilla erinnert. Zwar halten sie den ganzen Verkehr auf, aber über Staus regt sich in den USA ohnehin niemand auf.