Fast schon traditionell haben wir während dieses Floridaurlaubs wieder einige Sportveranstaltungen besucht. Im Mittelpunkt stand dabei der US-Nationalsport Baseball. im März steht nämlich das "Spring Training" der Major League Baseball (MLB) an. Die Hälfte der 30 MLB-Clubs bereitet sich jeden März im sonnigen Florida auf die im April beginnende Saison vor. Zu diesem Zweck tragen sie untereinander in relativ kleinen Stadien eine Reihe von relativ unbedeutenden Testspielen aus, die man gegen relativ kleines Geld (die Eintrittspreise betragen zwischen 20 und 40 Dollar) besuchen kann.


Eines der schönsten Spring Training Stadien ist das Roger Dean Stadium bei Jupiter. Jupiter liegt nur ca. 85 Meilen nördlich von Miami und kaum eine Stunde Fahrt nördlich unserer ersten Übernachtung in Lauderdale by the Sea. Deshalb steht ein Besuch im Roger Dean Stadium nicht selten am Anfang unserer sportlichen Aktivitäten in Florida. "Aktivitäten" natürlich in Anführungszeichen, da wir uns ja auf passiven Konsum beschränkt haben.

Die heimischen St. Louis Cardinals - deren Fans an ihrem roten Outfit auf dem obigen Bild leicht zu erkennen sind - trafen auf die Detroit Tigers. Beide Mannschaften setzten eine Reihe von Nachwuchsspielern ein, und so wundert es nicht, dass das Spiel relativ langweilig war. Am Ende gewannen die Tigers mit 3:0. Nicht, dass es jemanden interessiert hätte. Im Spring Training geht es nicht um Sieg oder Niederlage. Im Vordergrund steht die Atmosphäre. Man genießt das sonnige Wetter, isst ein Hot Dog (in Amerika gerne auch zwei, und gerne mit kaltem Würstchen) und quatscht ein bisschen über Baseball. Manche nutzen die Nähe zu den Spielern für ein Autogramm, andere decken sich mit Fanbedarf ein, und wieder andere verschlafen das halbe Spiel auf der Wiese im Outfield.
 

In Jupiter gibt es nur ein Problem: Wo übernachten? Schon im letzten Jahr hatten wir die Erfahrung gemacht, dass alle Hotels - nicht zuletzt wegen des Spring Trainings - komplett ausgebucht waren. Alle Hotels? Nein, im zehn Meilen entfernt gelegenen PGA Resort ist normalerweise noch ein Zimmer frei. Kein Wunder bei Preisen um die 450 Dollar pro Nacht. 2012 hatten wir uns bereits den Luxus gegönnt, und in diesem Jahr konnten wir einfach nicht widerstehen. obwohl wir - was dort eigentlich eine Todsünde ist - gar nicht Golf spielen.


Neu war für uns das Tradition Field in Port St. Lucie, das im Spring Training die New York Mets beheimatet. Das Bild täuscht etwas, denn obwohl es so aussieht, hat das Stadion keineswegs die Dimensionen eines regulären MLB-Stadions. Es fasst etwa 7.000 Zuschauer (zum Vergleich: Citi Field, wo die Mets während der Saison ihre Heimspiele austragen, bietet 45.000 Zuschauern Platz).

An diesem 17. März trafen die Mets auf meinen Lieblingsverein, die Atlanta Braves. Besonders gespannt war ich auf Julio Teheran, Atlantas Supertalent (Bild), der zum ersten Mal zu Saisonbeginn in der Pitching-Rotation der Braves stehen soll. Teheran erwischte einen sehr guten Tag, und die Braves gewannen am Ende knapp mit 2:1. Hurra!

Ein Wort zu Teherans grüner Mütze, die optisch überhaupt nicht zu seiner im Blau-Rot der Atlanta Braves gehaltenen Uniform passt: Gespielt wurde am 17. März, also am St. Patrick's Day, an dem traditionell grün getragen wird. Hierzulande nahezu unbekannt (obwohl ich gelesen habe, das es in München eine St. Patrick's Day Parade geben soll), wird dieser Tag in den USA nicht nur von den eingewanderten Iren groß gefeiert. In Chicago färben sie sogar den Fluss grün.


Auch ein Heimspiel der Braves war mir vergönnt. Champion Stadion liegt mitten in Disneyworld bei Orlando, genauer gesagt mitten in der ESPN Wide World of Sports in Kissimmee, einem Vorort von Orlando.

Dieses Spiel besuchten wir spontan, nachdem wir einen ursprünglich geplanten Abstecher in den Nordosten von Florida und weiter nach New Orleans wegen des dort nicht so guten Wetters kurzfristig streichen mussten. Aber das war nicht schlimm, zumal das Spiel in Kissimmee echt cool war. Cool zunächst im Wortsinn, denn der Himmel war - wie auf dem nachstehenden Bild zu sehen - zwar wolkenlos, aber es war für Florida sehr kalt und vor allem sehr windig.

Cool aber auch im übertragenen Sinn, denn es herrschte eine super Atmosphäre, und meine Braves vernichteten die gegnerischen Pittsburgh Pirates mit 18:9. Sogar die Hutfarbe stimmte diesmal (von links nach rechts: Pitcher Mike Minor, Shortstop Andrelton Simmons und Pitcher Jordan Walden).


Nur Baseball wäre vielleicht ein bisschen einseitig gewesen, deshalb besuchten wir als Intermezzo auch eine Tennisveranstaltung, nämlich die Sony Tennis Open in Key Biscayne bei Miami. 2011 waren wir eher zufällig auf diese Veranstaltung gestoßen, damals fand auch nur die Vorqualifikation statt, während wir diesmal Karten für Viertelfinalspiele auf dem Center Court hatten. Überrascht stellten wir fest, dass die Amerikaner es offenbar nicht eilig hatten, denn obwohl ausverkauft, waren die Ränge eine Stunde nach Spielbeginn nur spärlich gefüllt.

Gerne hätte ich Legenden wie Roger Federer oder Rafael Nadal einmal spielen gesehen, aber in puncto Spielpaarungen ist ein Tennisturnier eben kein Wunschkonzert. Federer und Nadal hatten sogar schon im Vorfeld ihre Teilnahme abgesagt. Ohnehin stand an diesem Tag Damentennis auf dem Programm. Und immerhin, dort bekamen wir - nach einem Doppel mit Julia Görges zur Einstimmung - das Nächstbeste zu sehen, nämlich die Nummer 2 der Weltrangliste, Maria Sharapova:

Miss Sharapova spielte gegen Sara Errani, ihres Zeichens immerhin Nummer 8 der Weltrangliste. Aber das interessierte kaum jemanden, denn alle Augen - nicht nur die der männlichen Zuschauer - waren auf Sharapova gerichtet. Nicht ganz zu Unrecht, denn Errani ist sicherlich eine sympathische, aber auch eine völlig unscheinbare Spielerin, die nur zurücklöffelt, während Sharapova zumindest versucht, aktiv einen Punkt zu gewinnen So entwickelte sich ein unglaublich langweiliges Spiel, in dem wirklich jeder Ballwechsel entweder mit einem Fehler oder einem Winner von Sharapova endete. Und obwohl ihr Spiel an diesem Tag extrem fehleranfällig war (allein 13 Doppelfehler), gewann sie am Ende mit 7:5, 7:5. Damentennis werde ich mir so schnell nicht mehr antun, das steht fest!


Key Biscayne ist bekanntlich eine kleine Insel vor Miami, die nur über den Rickenbacker Causeway mit dem Festland verbunden ist. Selbiger ist zwar mautpflichtig, hat aber auch einiges zu bieten. Speziell auf der Rückfahrt lohnt es sich, auf einen der kleinen Parkplätze abzubiegen, denn von dort hat man den vielleicht schönsten Blick auf die beeindruckende Skyline von Miami überhaupt:


Das vierte und letzte Baseballspiel dieser Reise sahen wir in Lakeland, wo die Detroit Tigers im heimischen Joker Marchant Stadium gegen die Atlanta Braves anzutreten hatten. Ein schönes Stadion mit Atmosphäre und (wenn man es geschickt anstellt) Gratisparkplätzen in der Nähe. Einziger Wermutstropfen war das Wetter, denn an diesem 26.3.2013 zeigte das Thermometer ganze 43 Grad Fahrenheit, das entspricht 6 Grad Celsius - laut Zeitung ein Minusrekord seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen.

Immerhin, das Spiel wärmte, denn auch in diesem dritten Spiel mit Beteiligung "meiner" Mannschaft taten die Braves mir den Gefallen, einen Sieg einzufahren, wenn auch mit 6:5 einen knappen. Nicht ganz unbeteiligt an diesem Erfolg waren (von links nach rechts) Pitcher Tim Hudson, First Baseman Freddie Freeman und Outfielder Justin Upton.