Für unsere Irlandreise hatten mein Freund Dirk und ich uns die dritte Maiwoche ausgesucht, weil der Mai mit relativ wenig Regen, milden Temperaturen und grüner Vegetation die ideale Reisezeit für Irland ist. Denkste, denn das Wetter in Irland kann man nicht planen. Aber der Reihe nach:

Anreise
Mit Air Lingus ging es Freitag Abend von Düsseldorf nach Dublin. Beziehungsweise erst einmal nicht, denn mein Personalausweis war abgelaufen, und ich war dumm genug, dies im Vorfeld nicht zu bemerken. Gott sei Dank gibt es die Möglichkeit, innerhalb der EU auch mit einem "Reiseausweis als Passersatz" (Bild) zu reisen, den man vor Ort für 8 € erwerben konnte. Mehr Glück als Verstand! Der so erreichte Flieger landete dann pünktlich in Dublin. In der B-Note gibt es für die Air Lingus aber deutliche Abzüge, denn obwohl es sich nicht um einen Billigflug handelte, gab es während der 100 Minuten an Bord noch nicht einmal ein Getränk gereicht. Alles kostenpflichtig!  

In Dublin regnete es, aber für den Abend hatten wir sowieso nichts mehr vor. Die Stadtbesichtigung stand erst am nächsten Tag an, nachdem wir am Flughafen den Mietwagen übernommen hatten - einen Nissan Almera, das irische Pkw-Modell überhaupt. Obwohl geordert und bezahlt, konnte uns Alamo übrigens kein Fahrzeug mit Automatik und Klimaanlage anbieten! Von dieser Firma kann ich nur abraten.

Dublin
In Dublin gönnten wir uns zunächst ein Full Irish Breakfast in einem örtlichen Pub. Danach ging es ins Trinity College (Bild links: Campus), wo u.a. Oscar Wilde und Samuel Beckett studiert haben. In der alten Bibliothek gibt es das berühmte Book of Kells zu besichtigen, eine von Mönchen im achten Jahrhundert geschaffene, über Umwege nach Kells gelangte und dort über Jahrhunderte aufbewahrte Bibel mit aufwändigen Zeichnungen, goldenen Verzierungen und verschnörkelten Schriftzeichen. Das "schönste Buch der Welt", sagen die Iren (Bild rechts).

Sehr zu empfehlen ist es, das College im Rahmen einer Führung (10 €) zu besichtigen, weil in deren Preis der Eintritt zur Bibliothek enthalten ist und man langes Anstehen für das Book of Kells vermeidet. Die Bibliothek verfügt ferner über die alte Harfe, seit Oliver Cromwells Zeiten das irische Freiheitssymbol, welches auf allen irischen Münzen aufgeprägt ist und weltbekannten Firmen wie Guinness und Ryanair als Logo dient (wenn auch verfremdet). Zum Vergleich:
 

Harfe im Trinity College Ein irischer Euro Guinness Ryanair

Sehr beeindruckend ist auch der "Long Room", eine gewaltige Halle, die George Lucas als Vorbild für die Jedi-Akademie im 2. Teil der Starwars-Saga gedient haben soll. Hierüber waren die Herren Collegedirektoren übrigens not amused, und man hat sogar überlegt, Lucas deswegen zu verklagen. Die Sache wurde aber außergerichtlich beigelegt. Dennoch, der Vergleich ist m.E. eindeutig:
 

     
  Long room im Trinity College   Jedi Archives in Star Wars II  

Direkt am River Liffey liegt Custom House, das schönste Gebäude in Dublin, ein altes Zollgebäude im gregorianischen Stil. In Stephen's Green, einer grünen Oase inmitten Dublins, nahmen wir anschließend eine Mittagsmahlzeit ein, bevor es weiter ging zur St. Patrick's Cathedral, die u.a. das Grab von Jonathan Swift birgt ("Gulliver's Reisen"). Leider konnten wir sie von innen nicht sehen, weil sich ausgerechnet an diesem Wochenende 41 Afghanen in der Kirche verschanzt hatten, um so Asyl zu erzwingen. Die Kirche war deshalb von der Polizei komplett abgeriegelt, die später am Tag auch den Innenraum stürmte und die Aktion so beendete. Eine Kirche reicht natürlich in Irland nicht, und deshalb haben wir uns noch die Christ Church Cathedral angesehen, einen normannischen Steinbau aus dem 11. Jahrhundert.

Newgrange
Man hätte noch viel mehr sehen können in Dublin, z.B. das National Museum oder Dublin Castle, aber wir wollten das im Tagesverlauf immer schöner werdende Wetter nutzen, um nach Bru na Boinne nördlich von Dublin zu fahren. Dort gibt es die größte Ansammlung antiker Steingräber in Europa zu besichtigen. Das mit Abstand beeindruckendste unter ihnen ist Newgrange, entstanden um 3000 v.Chr., also 500 Jahre vor den Pyramiden und 1000 Jahre vor Stonehenge. Der mächtige, grasbedeckte Steinhügel von 85m Durchmesser diente seinen Erbauern als Grabmahl für wenige, offensichtlich bedeutende Personen. Ähnlich wie in Abu Simbel gibt es auch hier ein Sonnenwunder, denn am 21. Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres, fällt einmal für wenige Minuten ein Lichtstrahl quer durch den Eingang in die Grabkammer, bevor er wieder für ein Jahr verschwindet. Während der kurzen Führung wurde dieser Effekt mit elektrischem Licht sehr anschaulich simuliert. Will man im Original dabei sein, musste man früher Wartezeiten von 10 Jahren in Kauf nehmen (und am 21. Dezember in Irland auf Sonne hoffen - viel Spaß!). Heute gibt es eine Lotterie.

Über die Erbauer von Newgrange und den umliegenden, kleineren Steingräbern weiß man wenig. Es handelte sich wohl um Normaden, die im Tal um den Fluss Boyne sesshaft geworden sind. Es muss gewaltige Anstrengungen erfordert haben, die riesigen Steinquader herbeizuschaffen und mit nichts als Holz und Stein so aufzuschichten, dass das Grab auch nach 5000 Jahren nicht nur noch steht, sondern auch noch vollkommen wasserdicht ist. Rätselhaft geblieben sind auch die in den Stein gehauenen Spiralen (Bild), die typisch für diese Gegend sind, sich aber nirgendwo sonst finden.

Übernachtet haben wir nach langer Suche eines freien "Bed & Breakfast" schließlich in Mullingar, einem kleinen Städtchen nordwestlich von Dublin. In einem örtlichen Pub gab es dann das erste Smithwick's, eine äußerst empfehlenswerte Biermarke, die mir für den Rest des Urlaubs ein treuer Freund bleiben sollte.

Clonmacnoise
Den ganzen nächsten Tag regnete es in Strömen. Ursprünglich hatten wir geplant, an diesem Sonntag in den Wicklow Mountains zu wandern, aber wegen des schlechten Wetters entschlossen wir uns, die Route umzudrehen und einen Fahrtag einzulegen, der uns quer durch Irland zur Westküste führen sollte.

Unweit des Küstenortes Galway liegt das Kloster Clonmacnoise. Mehrere irische Könige liegen hier begraben. Beeindruckend sind neben den erhaltenen zwei Rundtürmen und der Kathedrale (14. Jhd.) vor allem die Hochkreuze (Bild rechts) in dem für Irland typischen Stil. Gerade im Regen wirkten sie irgendwie unheimlich, fremdartig und gewaltig zugleich. Einige von ihnen sind über 1000 Jahre alt.

Dunguaire Castle
In Galway selbst schüttete es regelrecht vom Himmel, und wir hatten trotz regenfester Kleidung größte Probleme, einigermaßen heil vom Auto in ein Fastfood-Restaurant zu gelangen, wo wir zu Mittag aßen. Über die Stadt kann ich überhaupt nichts sagen, weil sie völlig im Regen unterging. Besonders schön sein soll sie allerdings nicht, in meinem Reiseführer ist sie mit ganzen fünf Zeilen erwähnt. Wahrscheinlich haben wir also nichts verpasst. Südlich von Galway liegt Dunguaire Castle, eine hervorragend erhaltene Burg unmittelbar an der Galway Bay. Bei besserem Wetter hätte sie sicherlich ein schöneres Motiv abgegeben.

Gleiches gilt für The Burren, die felsige Gegend südlich der Glaway Bay, wo Strände aus zerklüftetem Kalkstein teilweise flach, teilweise steil ins Meer hinab führen. Glücklicherweise sollte diese sehr sehenswerte Gegend am nächsten Tag noch eine zweite Chance erhalten
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Am Abend dieses zweiten Reisetages gab es dann für mich im Pub noch ein leckeres Steak mit Pfefferkornsauce und für meinen Freund Dirk eine irische Spezialität: Lasagne mit Pommes!
 
Bilder:
 



St. Patrick's Church in Dublin.



Custom House am River Liffey in Dublin.



Christ Church Cathedral in Dublin.



Steingrab von Newgrange (Postkarte).



Hochkreuze in Clonmacnoise.



Dunguaire Castle.