Parknasilla Great Southern Hotel
Ein gutes Stück südwestlich von Kenmare liegt das Parknasilla Great Southern Hotel, dessen Park für jedermann zugänglich ist und von einem Reiseführer als sehr sehenswert angepriesen wurde. Nach einigen Orientierungsproblemen - wir erwischten zunächst die Einfahrt zum gleichnamigen Golfplatz und irrten ein wenig auf diesem herum - erreichten wir schließlich den Parkplatz vor dem Nobelhotel. Es regnete wieder Bindfäden, doch wir ließen uns nicht abschrecken und zogen los. Der Park war wirklich recht interessant, der von uns beschrittene Weg führte durch Wald und am Wasser entlang (Bild).

Ring of Kerry
Diese Station hätte bei besserem Wetter sicherlich ebenso mehr hergegeben wie der restliche "Ring of Kerry", die Panoramastrecke Irlands, welche wir als nächstes befuhren. Üblich ist es wohl, von Killarney aus über die N72 und N70 gegen den Uhrzeigersinn zu fahren, also zuerst den nördlichen Teil der Kerry-Halbinsel in Angriff zu nehmen. Jedenfalls gibt es ein Gentleman's Agreement unter allen Busunternehmen, ausschließlich diese Richtung zu nehmen, damit man sich nicht so oft in die Quere kommt. Auf den schmalen Straßen passen nämlich zwei Busse kaum aneinander vorbei. Man kann sich nun aussuchen, ob man es genauso macht und die Busse ständig vor sich haben will (überholen ist nicht), oder genau anders herum fährt und gelegentlich breiten Gegenverkehr in Kauf nimmt. Wir entschieden uns für letzteres, da wir - wie erwähnt - schon von Killarney bis nach Kenmare durchgefahren waren, also bereits am südlichsten Zipfel des Ring of Kerry standen. Wenn man so will, fuhren wir nun also "falsch herum", nämlich im Uhrzeigersinn zurück. Leider war die ganze Fahrt verregnet. Regnete es einmal nicht, was nur wenige Minuten vorkam, war es stark bewölkt.

Eine erste Station machten wir am Staigue Stone Fort, das vor 2500 Jahren Siedlern Schutz vor ihren Feinden geboten haben mag. Es handelt sich um eine bestens erhaltene, kreisförmige Steinmauer inmitten einer grünen Wiese (Bild).  Ihr Innendurchmesser beträgt 27m, die Wände sind 4m dick. Ein unüberwindliches Hindernis, als es noch keine Rammwaffen gab. Allerdings habe ich mich gefragt, warum man die Schutzsuchenden nicht einfach belagert hat? In dem Ringfort gab es ja nichts zu essen und zu trinken, so dass die Sache nach ein paar Tagen so oder so erledigt gewesen sein dürfte. Bestimmt gibt es aber auch darauf eine Antwort.

In Waterville, einer kleinen Stadt zwischen der Ballinskelligs Bay und Lough Currane, machten wir eine Mittagspause, um etwas zu essen und das Nötigste in einem Internet-Cafe abzurufen. Weiter ging es über die schmalen R 567 und R 566 nach Ballinskelligs. Dort steht auf einer kleinen, dem Festland vorgelagerten Insel eine verfallene Turmruine, die in der Einöde sehr eindrucksvoll wirkte. Über noch schmalere und noch abenteuerlichere Straßen fuhren wir  am Nachmittag bis nach Glenbeigh durch, wo wir eine (spartanische) Unterkunft für die Nacht fanden. Angehalten haben wir unterwegs so gut wie nicht mehr, denn das Wetter war einfach zu schlecht.

Am Abend auf dem Zimmer einigten wir uns darauf, den Ring of Kerry nicht dem miesen Wetter zu opfern. Unsere Reiseplanung ließ es durchaus zu, und so entschlossen wir uns, die Strecke am nächsten Tag mit kleinen Abwandlungen noch einmal zu befahren. Zum Glück war das Wetter dann auch viel besser, vor allem trocken. Und so konnten wir Logh Currane diesmal von einem herrlichen Aussichtspunkt aus in Augenschein nehmen. Zu besagtem Aussichtspunkt führte ein im Reiseführer als "Geheimtipp" bezeichneter Feldweg, der auf keiner Straßenkarte verzeichnet war. Dazu muss man wissen, dass schon die auf der Straßenkarte verzeichneten Straßen zum Teil unglaublich schmal und in unglaublich schlechtem Zustand sind. Die Fahrt mit unserem Nissan Almera diesen Feldweg hinauf kann ich nur noch mit einem Bundeswehrmanöver vergleichen, anlässlich dessen ich einmal mit einem 7,5-Tonner mit 60 Sachen über eine Wiese geheizt bin, sehr zur Freude meiner Kameraden hinten auf der Ladefläche übrigens. Immerhin hat es sich gelohnt, und ein Ausschnitt aus einem der von diesem Aussichtspunkt aus geschossenen Fotos hat es sogar zur Menügrafik dieses Reiseberichts gebracht.

Zurück in Waterville schien sogar die Sonne, und so lohnte bei Ebbe ein kurzer Spaziergang entlang der Klippen zu einem einsam am Stadtrand gelegenen Strandhaus. An der Strandpromenade von Waterville steht übrigens ein Denkmal zu Ehren von Charlie Chaplin (Bild), der laut Inschrift den Ort einmal besucht haben soll. Von Waterville aus mussten wir dann notgedrungen den weniger interessanten Teil des Ring of Kerry über Parknasilla zurück nach Kenmare abreißen. In Kenmare nahmen wir die quer durch die Berge auf die N22 zulaufende R 569, welche wiederum über Macroom direkt nach Cork führt.

Blarney Castle
Direkt nach Cork wollten wir aber gar nicht, denn nördlich von Cork liegt Blarney Castle, eine wunderbar erhaltene Burg aus dem 15. Jahrhundert mit zugehörigem Park. Deren pfiffige Betreiber haben sich einen besonderen Gag einfallen lassen, der für einen ungebrochenen Touristenstrom sorgt: Den "Blarney Stone". Die Legende besagt, dass jedem, der diesen Stein küsst, die Gabe der Eloquenz zu Teil wird. Dabei handelt es sich nicht etwa um einen irgendwo aufgestellten Felsbrocken, sondern um einen im Turm eingemauerten Stein, der sich noch dazu nahe der Turmspitze befindet. Man muss also erst über eine wirklich außergewöhnlich schmale Wendeltreppe den Turm erklimmen, sich dann, nur von zwei Eisenstangen und einem hilfsbereiten Rentner Ordner gehalten, über den Abgrund beugen und rückwärts durch die Brust ins Auge den Stein küssen. Etwas beschwerlich das Ganze, und in meinem Fall durchaus unnötig, denn viele werden sagen, dass ich zusätzliche Eloquenz so nötig habe wie Dolly Buster eine zusätzliche Brustvergrößerung. Aber gut, man macht es trotzdem. Und nicht genug damit, im Park gibt es noch eine Wunschtreppe. Manche meinen, man dürfe den auf ihren Stufen gefassten Wunsch nicht verraten, und so will auch ich über den meinigen Stillschweigen bewahren. Nur soviel: Am 9.7.06 - und bitte nicht schon früher - werde ich kurz nach dem Abpfiff wissen, ob er in Erfüllung gegangen ist, und wenn ja ist mir hierzulande hoffentlich nationale Dankbarkeit gewiss (und in Brasilien Staatstrauer angesagt).

Cork
Cork ist mit 125.000 Einwohnern die "zweite Stadt Irlands". Im Reiseführer war zu lesen, dass sich an ihr die Geister scheiden. Während manche Touristen immer wieder hierher zurückkommen, finden andere nichts Besonderes an ihr. Richtig ist zunächst, dass es in Cork vom National Monument am Ende der "Grand Parade" und ein paar Kirchen abgesehen - die schönsten unter ihnen sind wohl die Finbarr's Cathedral und Father Mathew Memorial Church (Bild rechts) - nicht viel zu fotografieren gibt. Dafür scheint es eine sehr gute Stadt zum Einkaufen zu sein, denn entlang der Fußgängerzone gab es zahlreiche Geschäfte und einen großen Markt, in den wir gleich zu Beginn unserer Besichtigungstour einen kurzen Blick warfen. Die Häuser sind alle ganz nett, vor allem alt, weil im Krieg hier nichts kaputt gegangen ist (Irland war neutral und hat nicht eine Bombe abbekommen). Allerdings gibt es auch viele weniger schöne, schmuddelige Ecken. Unser Resümee lautete daher, dass Cork sicherlich kein Highlight auf unserer Tour war, man aber auch nicht unbedingt daran vorbeifahren muss.

Old Midleton Distillery
Nicht vorbeifahren darf man hingegen an der Old Midleton Distillery, der größten irischen Whiskeybrennerei, wo der bekannte Jameson Whiskey abgefüllt wird. Man hat dort Gelegenheit, im Rahmen einer geführten Tour (diese sogar auf deutsch) durch die alte, liebevoll restaurierte Brennerei die Besonderheiten des irischen Whiskeys im allgemeinen und des Jameson Whiskeys im Besonderen kennen zu lernen. Abgerundet wurde die Führung mit einem Glas Whiskey für jeden Teilnehmer, in meinem Fall verdünnt mit Preiselbeersaft. Ausgewählte Kandidaten konnten sogar an einer Whiskeyprobe teilnehmen.

Folgende drei Besonderheiten zeichnen irischen Whiskey aus: Die Gerste wird im Gegensatz zum schottischen Whisky nicht über offenem Torffeuer, sondern über geruchlosem Dampf getrocknet; "Whiskey" schreibt sich in Irland im Gegensatz zu Schottland mit "e" vor dem "y"; und irischer Whiskey wird dreimal gefiltert (destilliert), schottischer Whiskey nur zweimal und amerikanischer Bourbon gar nur einmal. Dadurch soll irischer Whiskey einen besonders milden Abgang haben, während nach Ansicht unserer Führerin der schottische Whisky rau und amerikanischer Bourbon gar nicht die Kehle 'runter gehen. Ich habe vor Ort eine Flasche Whiskey erworben, zu Hause gekostet und mit den schottischen Whiskys aus meinem inzwischen recht ordentlichen Vorrat verglichen. Danach kann ich nur sagen, dass m.E. das Gegenteil richtig ist. Der Jameson geht wesentlich rauer ab als z.B. meine Lieblingsmarke, Glenfiddich 12 Years
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Bilder:
 


 
Ruine auf einer Insel vor Ballinskelligs.
 

 
Loch Currane vom geheimen Aussichtspunkt aus.
 

 
Strandhaus bei Waterville.
 

 
Blarney Castle.
 

 
I kissed the Blarney Stone!
 


Finbarr's Cathedral in Cork.
 


Old Midleton Destillery.