Boykottiert Hertz !
Am Montag Morgen stand als erstes die Übernahme des Mietwagens auf dem Programm. Wir hatten bereits vor Monaten über das Internet bei
Hertz ein Cabrio gebucht, Kategorie BMW Z4. Doch vor Ort konnte man uns ein solches nicht zur Verfügung stellen. Hertz bietet zwar zahllose Cabrios im Internet an, verfügt aber in Wirklichkeit über kein Einziges! Es handelt sich offensichtlich um reinen Kundenfang: man bietet irgendwelche Phantasieautos an - und das auch noch recht günstig - nur um dann vor Ort ein Ersatzfahrzeug anzubieten, das angeblich auch noch ein Upgrade sein sollte! Es gab auch keine Nachricht im Vorfeld, kein Bemühen um Abhilfe vor Ort, nichts. Statt dessen bot man uns in einem dreist-frechen Ton eben die Alternative an, sich zum selben Preis mit einem BMW 320 Diesel Kombi zufrieden zu geben oder es zu lassen. Tragisch für uns, die wir den ganzen Urlaub als Cabrio-Tour geplant hatten. Aber es half ja nichts, wo sollten wir hin mit unseren Koffern, und so haben wir nach einigem Hin und Her den 320d genommen. Er hat uns dann treu begleitet, aber wir werden nie wieder bei Hertz ein Auto buchen, das steht fest!

Gardasee
Der Gardasee liegt ca. 100 km östlich von Mailand. Die Strecke führte uns größtenteils über die recht verstopfte Autobahn A4 und dann am See entlang zu unserem Hotel "Villa Montefiori" in
Gardone, einem netten Küstenörtchen am weniger bevölkerten Westufer. Die Fahrt verlief recht unproblematisch, das größte Problem war, trotz nicht vorhandener Schilder aus Mailand heraus auf die Autobahn zu finden. In Gardone angekommen war es dann schon ordentlich warm, geschätzte 35 Grad.

Orientale und Occidentale
Der Gardasee kann mit dem Auto komplett umrundet werden. Die Straße entlang des Westufers wird auch "
Occidentale" genannt, die entlang des Ostufers "Orientale". Da wir nun schon am Westufer waren, nahmen wir uns zunächst die Occidentale vor, auf der wir weiter Richtung Norden fuhren. Es handelt sich um eine wirklich sehr schöne Strecke, die immer wieder herrliche Blicke auf den See erlaubt. Allerdings ist sie auch viel befahren, da es keine Alternativstrecke gibt, und gerade in den engen Ortsdurchfahrten kann der Lastverkehr doch zu einigen Verzögerungen führen. Am attraktivsten ist vielleicht das erste Stück zwischen Gardone und Limone, weiter nördlich folgen dann jede Menge Tunnel, in denen man naturgemäß vom See nichts mehr sieht.

Unser Weg führte sogar noch über
Riva, die Stadt am Nordufer des Sees, hinaus nach Arco, wo die Burg des Grafen von Arco hoch auf einem Felsen über der kleinen Stadt thront. Leider kann man nicht mit dem Auto ganz hochfahren, die letzten paar hundert Meter muss man zu Fuß bewältigen. Es ist uns nicht leicht gefallen, in  der brütenden Hitze den Berg zu erklimmen, aber wenn man schon einmal da ist... Die Burg ist super erhalten und vom Berg aus hat man eine weite Aussicht über Arco und Riva; den Gardasee kann man allerdings kaum sehen, denn er ist durch einen anderen Hügel verdeckt. Nur wegen der Aussicht lohnt sich der Anstieg also nicht, zumal es da wesentlich bessere Gelegenheiten gibt (dazu sogleich).

Noch immer nicht müde fuhren wir noch ein Stück weiter gen Norden, um das
Castel Toblino in Augenschein zu nehmen (Bild), das laut Reiseführer wunderschön auf einer Halbinsel im Toblinosee liegen sollte. Doch das Ding kam und kam nicht. Erst als wir schon beschlossen hatten, hinter der nächsten Kurve umzudrehen, zeigte es sich doch noch durch die engen Bäume am Ufer. Den eigentlich geplanten Abstecher zum Wasserfall von Varone haben wir dann aber ausfallen lassen, es reichte einfach mit der Fahrerei für einen Tag. Die Rückfahrt entlang der Occidentale zog sich dann noch einmal hin, weil am Spätnachmittag der Berufsverkehr die ohnehin schon viel befahrene Straße weiter verstopfte; die letzten 10 km vor Gardone hatten wir stop-and-go.

Malcesine und Monte Baldo
Am nächsten Tag nahmen wir die Autofähre ab
Maderno, um nach Torri del Benaco am Ostufer des Gardasees überzusetzen. Das klappe super und war recht günstig. Von Torri del Benaco aus fuhren wir die Orientale gen Norden nach Malcesine, dem vielleicht bekanntesten Touristenort am Gardasee. Dort nahmen wir als erstes mit der Seilbahn den Monte Baldo hinauf. Von oben hat man den besten Blick über den Gardasee. Allerdings musste man sich erst ein ruhiges Plätzchen suchen, denn es wurde fleißig an einem neuen Besucherzentrum gebaut. Einige hundert Meter weiter sah und hörte man von der Baustelle aber glücklicherweise nichts mehr.

Hier (und an vielen anderen Stationen unserer Reise) bewahrheitete sich einmal mehr unsere goldene Reiseregel Nr. 1: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben! Während wir sofort ein Ticket bekamen und dann vielleicht 15 Minuten auf die Seilbahn warten mussten, konnten wir auf dem Rückweg beobachten, dass eine Warteschlange von mindestens zwei Stunden vor dem Kassenhäuschen stand; wer ein Ticket hatte, durfte dann sicherlich noch einmal mindestens so lange auf eine Gondel warten. Und wir waren an einem ganz normalen Dienstag außerhalb der italienischen Ferien dort. Was mag dann erst an einem Ferienwochenende am Monte Baldo los sein...

In Malcesine setzten wir uns nach einem kurzen Rundgang erst einmal gemütlich an den See und genossen bei herrlicher Aussicht (Bild) einen Capuccino, bevor wir uns wieder auf den Weg machten. Wir hatten uns nämlich den großen Wurf vorgenommen: Wenn man die Orientale ganz bis zum Nordufer durchfährt und dann ein Stück nach Osten kreuzt, gelangt man auf die S 3, eine sehr schöne Panoramastrecke, die nicht wie Orientale und Occidentale am Seeufer entlang führt, sondern in Serpentinen durch die angrenzenden Berge. Dort hatte man erstaunlich freie Fahrt und wirklich viele schöne Ausblicke, wenngleich die Italiener kaum einmal einen Viewpoint eingebaut hatten. Da können sie sich von den Amerikanern eine Scheibe abschneiden.

Spiazzi und Madonna della Corona
Fährt man die S 3 wieder gen Süden, kommt man irgendwann nach
Spiazzi, wo man unbedingt einen Zwischenstopp einlegen sollte, um die einmalige Kirche des Santuario Madonna della Corona zu besichtigen, die an einem senkrecht in die Tiefe führenden Steilhang mitten in den Fels gehauen wurde. Dorthin führt ein steiler, aber nicht allzu langer Fußweg hinab, der gleichzeitig als Kreuzweg mit sehr aufwändig gearbeiteten Stationen ausgestaltet ist. Die Kirche selbst (Bild) muss man gesehen haben, so etwas gibt es sonst wahrscheinlich nirgendwo auf der Welt. Man fragt sich, was Menschen wohl motiviert hat, ausgerechnet an dieser so unwirtlichen Stelle eine Kirche zu bauen. Vielleicht hat man sie nicht trotz, sondern gerade wegen der widrigen Umstände errichtet?

Gegen 18.30 gab es dann in Maderno noch ein leckeres Abendessen in einem schönen Lokal mit Blick auf den Gardasee. Dazu sei angemerkt, dass 18.30 Uhr für italienische Verhältnisse eine unglaublich frühe Zeit ist. Die meisten Restaurants öffnen erst um 19.00 Uhr, manche gar erst um 20.00 Uhr. So waren wir um halb sieben auch ganz alleine im Lokal. Warum die Italiener so spät zu Abend essen, wissen wir nicht. Wahrscheinlich essen sie bereits warm zum Mittag, so dass sie erst später wieder Hunger haben.

Weinstraße und Tramin
Am nächsten Tag kehrten wir dann der Lombardei vorerst den Rücken: Auf nach Südtirol, genauer gesagt nach
Kaltern zum Kalterer See. Dazu mussten wir noch einmal die ganze Occidentale 'rauf, gen Osten Richtung Mori und dort auf die A 22 nach Trento und Bozen. Am schnellsten geht es, wenn man einfach bis Kaltern auf der Autobahn bleibt, aber wir legten es ja nicht auf Geschwindigkeit an. Deshalb verließen wir bei Salurn wieder die A 22 und bogen auf die Weinstraße ab, die uns durch zahllose Weinberge und -orte auch nach Kaltern brachte. Unterwegs hielten wir in Tramin, der Heimat des weltbekannten Gewürztraminers, um Mitbringsel einzukaufen und ein paar Fotos von der Gegend zu machen, die hier besonders schön ist. Die ganze Fahrt entlang der Weinstraße war ein einziger Genuss. Herrlicher Sonnenschein, null Verkehr und nichts als grüne Weinberge. Dazu malerische Örtchen mit kleinen Kirchen (Bild) und schnuckeligen Häusern. Sehr zu empfehlen.

Kalterer See
Unser Hotel in Kaltern, das Schloss Hotel Aehrental, stellte sich als überragendes Hotel heraus und verdient deshalb eine besondere Erwähnung. Dort hat man es geschafft, das Flair des alten Schlosses von 1635 mit Liebe zum Detail zu erhalten, und die Zimmer trotzdem mit modernstem Komfort auszustatten. Ferner wurde uns Abends ein Vier-Gänge-Menü vom Allerfeinsten kredenzt, und das Personal war nicht nur freundlich, sondern richtig nett. Note eins plus.

Von Kaltern aus ist es nur ein Katzensprung bis zum
Kalterer See, den man natürlich nicht mit dem Bodensee vergleichen kann. Während letzterer einen Umfang von 158 km hat und bis zu 346 m tief ist, hat der Kalterer See ganze 5 km Umfang und ist nie mehr als 4 m tief. Diese geringe Tiefe macht ihn zum wärmsten Alpensee überhaupt, und so wird er auch in erster Linie als Badesee genutzt. Zum Glück verfügte unser Hotel über einen Privatstrand (Bild), so dass wir abseits vom Trubel in Ruhe ein Wasser trinken und ein Tretboot mieten konnten. Natürlich habe ich auch ein Bad genommen und kann nur bestätigen, dass der See mindestens 25 Grad hatte.

Bilder:




Blick auf den Gardasee von der Terrasse unseres Hotels aus.



Die Burgruine bei Arco.



Fährverkehr am Westufer des Gardasees.



 Blick auf den Gardasee vom Gipfel des Monte Baldo aus.



.Santuario Madonna della Corona.



Ortseingang von Tramin an der Weinstraße.




Der Kalterer See.