Comer See
Südwestlich von St. Moritz liegt der
Comer See.
Die Strecke dorthin war schön, wenn auch weniger spektakulär als die
Alpenpässe vom Tag zuvor. Besonders interessant war das letzte
Stück, dass schon am Westufer des Comer Sees entlang führte (Bild).
Den Comer See stellt man sich am besten als umgekipptes Y vor:
Ziemlich genau in der Mitte teilt er sich in zwei Arme, und
genau
in diesem Scheitelpunkt liegt
Bellagio,
laut Reiseführer einer der sehenswertesten Orte am See.
Bellagio
Bellagio
erreicht man vom Westufer aus am Besten mit der Fähre. Diese setzt
von
Menaggio
aus nach Bellagio über, wobei Menaggio selbst auch einen Blick wert
ist. In unserem Fall machte die Fähre übrigens einen
unangekündigten Umweg zum Ostufer nach
Varenna,
wieder zurück nach Menaggio und dann erst nach Bellagio. Gut,
auf diese Weise dauerte die Überfahrt dreimal so lange, aber es gab
auch mehr Bootsfahrt für's Geld.
Bellagio
ist wirklich ein sehr netter Ort. Schon von der Fähre aus fällt die
Ruine eines
alten Luxushotels
auf, die nach wie vor an der schönen Uferpromenade steht und
zumindest äußerlich immer noch recht ansehnlich ist. Eben dieses
Hotel diente einem amerikanischen Investor übrigens als Vorbild für
das Bellagio-Hotel in Las Vegas, dem vielleicht schönsten Hotel der
Spielermetropole. Am Ende der Uferpromenade führt ein kleiner Hügel
hinauf zur örtlichen Kirche, deren besonderes Prunkstück der
goldene Altar
in ihrem Innern ist (Bild).
Der Rückweg zog sich dann etwas in die Länge. Schon auf dem Hinweg
hatte es mit der Fähre ja leichte Probleme gegeben. So auch jetzt,
nur dass die Fähre keinen unangekündigten Umweg fuhr, sondern erst
gar nicht kam. Eine glatte halbe Stunde Verspätung auf einer Strecke
von knapp 15 Minuten einzufahren, stelle ich mir gar nicht so leicht
vor. Obwohl, wir bekamen die Erklärung geliefert, als die Fähre dann
endlich einlief: Man hatte offensichtlich einen blutigen Anfänger
ans Ruder gelassen, der eine Ewigkeit für das eigentlich in wenigen
Sekunden zu erledigende Andockmanöver brauchte. Die Geduld hierfür
aufzubringen war in einer mitten in der prallen Sonne seit einer
Dreiviertelstunde wartenden Menschenmenge gar nicht so leicht, auch
im Urlaub nicht. Gut, wenigstens fuhr die Fähre dann direkt nach
Menaggio zurück und nicht erst wieder über Varenna, wie schon einige
geunkt hatten.
Varenna und Castello di
Vezio
Von Menaggio aus ist es dann noch einmal ein gutes Stück, bis man
Cernobbio
ganz am Ende des westlichen Arms des Comer Sees erreicht, wo wir im
Hotel Miralago für zwei Tage unsere Zelte aufschlugen. Von
dort aus fuhren wir am nächsten Tag über Como am Ostarm des Comer
Sees entlang nach
Varenna,
das wir tags zuvor schon unfreiwillig mit der Fähre erreicht hatten. Diesmal
benötigten wir aber unbedingt das Auto, um die Serpentinen zum
Castello di Vezio
hinauf zu kommen. In unserem Reiseführer war der Ausblick vom
Castello di Vezio über den Comer See als der Geheimtipp schlechthin
gerühmt worden, und in der Tat hat sich der Aufstieg gelohnt. Hat
man die schlecht ausgeschilderte Burg einmal gefunden, genießt man
eine wunderbare Aussicht auf die drei Arme des Comer Sees und hinab
auf Varenna.
Die Fahrt entlang des Ostufers war übrigens alles andere als
einfach, weil die
engen
Ortsdurchfahrten,
die praktisch reibungslos ineinander übergehen, zwei Pkw nicht oder
nur knapp aneinander vorbei lassen. Dadurch kommt man mit maximal
30-40 km/h voran. Wenn man dann noch ein Wohnmobil oder einen LKW
vor sich hat - und früher oder später ist es so weit - ist es ganz
vorbei.
Como
In
Como,
der größten Stadt am See, war die Durchfahrt zwar nicht schmal,
dafür aber mit Fiat Puntos verstopft. Außerdem war
einfach
kein Parkplatz zu finden, so dass wir uns entschlossen, das Auto
erst wieder nach Cernobbio zurück zu bringen und dann mit der Fähre
nach Como zurückzukehren. Der
Dom, Santa Maria
Maggiore genannt,
ist besonders sehenswert. Leider ist er, weil komplett zugebaut,
recht schwer zu fotografieren. Aber er verfügt über eine
mehrgeschossige
Kuppel, die man
von innen gesehen haben muss. Sie ist von majestätischer Größe und
einfach überwältigend schön. Zu fotografieren ist sie leider nur von
außen (Bild). Ansonsten gibt es in Como noch den Marktplatz mit
vielen Geschäften und Restaurants sowie die Uferpromenade zu sehen,
wo man Tretboote mieten kann. Das hatten wir erst vor, haben es
wegen der heißen Temperaturen dann aber gelassen.
Lugano und Luganosee
Der
Luganosee,
die vorletzte Station auf unserer Reise, ist nur eine knappe
Autostunde vom Comer See entfernt. Seine Fläche gehört zum Teil zu
Italien, zum Teil zur Schweiz. Lugano, wo unser Hotel lag, befindet
sich auf Schweizer Boden, aber das ist nur Formsache, denn es wird
italienisch gesprochen, und man kann überall in Euro zahlen. Im
Hotel angekommen erwartete uns dann eine freudige Überraschung: Man hatte
uns in die Royal Suite upgegraded! Sehr freundlich und sehr nobel.
Die "Villa
Sassa" lag ganz in der Nähe des Bahnhofs, und von diesem aus
führt eine
Zahnradbahn
ein kurzes Stück hinab in die Innenstadt von
Lugano.
Lugano wurde vom Reiseführer als mondäner Ort gepriesen, der sich
sein historisches Flair erhalten habe.
Selten
habe ich einen größeren Unsinn gelesen! In Lugano reiht sich eine
Bausünde an die nächste, und überall wird fleißig weiter gebaut. Die
ganze Stadt besteht nur aus Gerüsten und Baulärm, dazu gesellen sich
jede Menge Wohnsilos, die den Ausblick auf die umliegenden Berge
ruinieren. In der Innenstadt ist jedes zweite Geschäft ein
Uhrenladen, wie in der Schweiz nicht anders zu erwarten. Immerhin
gibt es am See einen ganz netten
Skulpturengarten,
auch wenn der direkt an der lärmenden Hauptstraße liegt.
Die rettende Idee kam uns am Hafen: Eine
Motorbootsfahrt
auf dem Luganosee (Bild links)! Man benötigt nämlich keinen
Bootsführerschein, um ein kleines Boot mit Außenbordmotor zu mieten,
und man darf frei auf dem See herumschippern. Wir sind beide noch
nie selbstständig Motorboot gefahren, aber es geht ganz leicht und
es hat uns einen Heidenspaß gemacht. Auf diese Weise wurde der Vormittag doch noch zu einem
vollen Erfolg.
Bellinzona
Am Nachmittag haben wir noch einen Ausflug in das nahe gelegene
Bellinzona
unternommen, das vor allem durch seine drei
Burgen
besticht, die zum
Weltkulturerbe
der UNESCO
zählen. Zwei davon, nämlich das Castello di Montebello und das
Castelgrande haben wir besichtigt, und beide waren sehr sehenswert,
wie sich das für ein Weltkulturerbe gehört. Zu mehr fehlte uns an
diesem vielleicht heißesten Tag des ganzen Urlaubs einfach die
Kraft, zumal wir wussten, dass im Hotel die klimatisierte "Royal
Suite" auf uns wartete. Ein solches Wissen hilft nicht gerade, wenn
man den inneren Schweinehund überwinden und auch die dritte Burg
noch besichtigen will, und so haben wir es denn auch gelassen.
Bilder: |