London / Portsmouth 2004

Ostersonntag

Portsmouth Historic Dockyard
Am dritten Tag ging es endlich nach Portsmouth. Von der Waterloo Station fährt ein Zug in gut zwei Stunden direkt bis zum Portsmouth Harbour durch, an dem sich auch das Portsmouth Historic Dockyard mit der HMS Victory befindet. Portsmouth selbst ist eine schmucklose Hafenstadt, an der der Fortschritt vorbei gegangen ist, und entlang der Bahnlinie konnten wir so manches Viertel entdecken, das im Ruhrgebiet auch in den schwärzesten Ecken kaum noch zu finden sein dürfte. 

HMS Victory
Die HMS Victory ist das Prunkstück des Historic Dockyard. Sie wird angeblich noch immer seetüchtig gehalten, und aufwendige Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten haben sie soweit wieder hergestellt, dass ihr Zustand optisch dem vom 21.10.1805 entspricht, als sie die erste Breitseite vor Trafalgar abfeuerte. Ihre Schiffstaufe war am 7. Mai 1765, aber erst 1778 wurde sie in Dienst gestellt. Das Schiff trug 100 Kanonen und war bei Trafalgar mit 821 Mann bemannt, darunter 146 Marinesoldaten. In der Schlacht wurden 57 Besatzungsmitglieder getötet, 102 verwundet. Der Schiffsbau verschlang 6.000 Bäume, 90% davon Eichen. Man kann weite Teile des Schiffes betreten, ausgenommen nur das Achterdeck und die Privaträume von Nelson und Kapitän Hardy im Heck. Unter Deck ist das Fotografieren verboten, die Aufsicht ist aber nicht allzu streng. Auf jedem Zentimeter weht ein historischer Wind durch das Schiff, und man bekommt viel von der Enge mit, in der die einfachen Mannschaften existierten. Es muss ein überwältigender Anblick gewesen sein, dieses Schiff in einer Linie mit etwa 30 anderen Schiffen vergleichbarer Größe einem gleich starken Feind gegenüber zu sehen. Die Stelle, an der Nelson starb, nachdem er wenige Stunden zuvor von der Kugel eines französischen Scharfschützen getroffen wurde, ist mit einem Gemälde von Arthur William Davis kenntlich gemacht, das den Moment historisch korrekt festhält (kleines Bild links). Weitere Informationen und Fotos zum Schiff gibt es auf meinen Hornblower-Seiten.

Mary Rose, HMS Warrior
Im Historic Dockyard gibt es neben einigen Shops noch ein Museum, das jede Menge Informationen über die Victory und das Zeitalter der Segelkriegsschiffe enthält. Unbedingt sehenswert. Gleiches gilt übrigens für die 1545 gesunkene "Mary Rose" und die schon dampfgetriebene "HMS Warrior" von 1860, die sich ebenfalls im Historic Dockyard befinden. Besagte "Mary Rose" (oder das, was von ihr übrig ist) wurde 1982 gehoben und wird seither in einem eigens für sie errichteten Zelt ständig mit einer speziellen Mischung aus Wasser und Konservierungsstoffen feucht gehalten, da sie an der Luft sofort zu Staub zerfallen würde. Man kommt sich vor wie in einem Gewächshaus. Die HMS Warrior war zu ihrer Zeit modern und anachronistisch zugleich. Sie ist ein Dreimaster, also noch ein Segelschiff, verfügt aber auch bereits über Dampfantrieb und eine mächtige Panzerung, die sie praktisch unverwundbar machte. Wie kein anderes Schiff steht sie für den Übergang von der wind- zur dampfgetriebenen Seefahrt.

Insgesamt war es für mich ein unvergessliches Erlebnis, das Historic Dockyard und vor allem natürlich die HMS Victory einmal in natura gesehen und besichtigt zu haben. Auch für weniger maritim Interessierte ist es sicher einen Besuch wert, wenn man sich zufällig in Portsmouth befindet. 

Bilder:



 
HMS Victory in voller Pracht.
 



Das Heck der Victory mit Nelsons Privaträumen.