Das Einschiffen selbst ging dann allerdings innerhalb von wenigen Minuten über die Bühne. Auch waren wir anfangs von der Kabine recht angetan, die sich sogar als etwas geräumiger entpuppte als ihre Vorgängerinnen auf der "Freedom of the Seas" und der "Norwegian Sky". Allerdings quietschte und knarzte das Ding bei jeder Schiffsbewegung wie ein schlecht geöltes Fahrrad ... typisch italienische Wertarbeit, könnte man spöttisch sagen. Das Schlafen wurde dadurch nicht gerade erleichtert, wie man sich denken kann. Wir stopften schließlich Papierbriefchen zwischen die zahllosen Ritzen und Ecken, wobei wir feststellten, dass die Passagiere vor uns bereits die selbe Idee hatten. Danach ging es einigermaßen.
 


Überhaupt kann man sagen, dass die Costa Fortuna nach nunmehr 10 Jahren Betrieb eine Renovierung vertragen könnte. Man kann das Schiff zwar nicht als heruntergekommen bezeichnen, aber sicher auch nicht mehr als modern. Auch fiel uns auf, dass Costa an vielen Ecken spart. Ärgerlich ist es zum Beispiel, wenn in allen Prospekten mit voller Internet-Abdeckung des Schiffes geworben wird, und sich dann an Bord herausstellt, dass die Nutzung desselben 10 Euro pro Stunde kosten soll (!!).

Selbst das Essen - auf Kreuzfahrten wie auf Hochzeiten das alles Entscheidende - war nicht wirklich gut. Besonders beim Abendessen waren die Portionen mengenmäßig äußerst bescheiden, und zur Auswahl standen u.a. Hähnchen Cordon bleu und Nudeln mit Bolognese. Unter feiner Küche stelle ich mir etwas anderes vor. Als wir zum Nachtisch Obst bestellten, bekamen wir einen Unterteller vorgesetzt, auf dem ein Viertel Apfel, ein Scheibchen Melone und eine Scheibe Ananas lagen - nicht angerichtet, nicht mariniert, nicht dekoriert, gar nichts. Ob Costa sparen muss, weil es nach dem Unfall mit der Costa Concordia vor Giglio Stornierungen gegeben hat? Jedenfalls sollten sie aufpassen, dass sich dergleichen nicht herumspricht, denn das Angebot ist groß. Parallel zu unserem Schiff fuhren Aida Blu, MSC Poesia, Norwegian Sun, Jewel of the Seas und einige Schiffe mehr dieselbe Route ab.



Das Publikum auf der Costa Fortuna bestand zu aus 90% aus Senioren jenseits der 60. Entsprechend gemütlich gestaltete sich der Ablauf an Bord. Zum Beispiel entpuppte es sich als völlig unmöglich, einen solchen Opa auf einer Treppe zu überholen. Am Frühstücksbuffet wog man zunächst das Für und Wider einer Speise für den Blutdruck ab, bevor man dann doch (reichlich) zuschlug. Am Softeisstand wurde sich zunächst die Bedienungsanleitung durchgelesen, und deren Inhalt dann der 200 Mann starken Schlange mitgeteilt, die sich inzwischen gebildet hatte. Weitere Beispiele ließen sich mühelos finden. Eine Kreuzfahrt ist eben auch eine Sozialstudie.

Unter besagten Senioren waren geschätzte 50% Deutsche, und davon wiederum gefühlte 90% Ossis. 30% mögen Italiener gewesen sein, die restlichen 20% verteilten sich auf aller Herren Länder. Wir haben z.B. nicht wenige Japaner an Bord gesehen. Zu gerne hätte ich gewusst, was einen Japaner motiviert, ab Warnemünde eine Ostseekreuzfahrt anzutreten...
 

Kopenhagen, die erste Station auf unserer Rundreise, kannten wir schon von einem früheren Urlaub in Dänemark. Verändert hatte sich seitdem nichts. Ach doch, die berühmte Meerjungfrau war nun wieder da, umlagert von zahllosen Touristen. Ich bleibe dabei: Hätte mir keiner gesagt, dass es sich bei dieser kleinen, unscheinbaren Statue um eine Attraktion handelt, wäre ich achtlos vorbeigegangen. Man muss eben auch verkaufen können, wenn man touristischen Erfolg haben will.
 


Natürlich waren wir auch wieder am Schloss Amalienburg und im Nyhavn, aber nur kurz, da wir beides schon bei besserem Wetter gesehen hatten. Die Fußgängerzone, angeblich die längste Europas, war an diesem Sonntag vergleichsweise leer. Immerhin hatten ein paar Cafes geöffnet, und eines davon hatte neben leckerem Cappuccino sogar Gratis-Internet zu bieten.



Am frühen Nachmittag traten wir den Rückmarsch zum Schiff an, übrigens per Taxi, denn Costa ankert - anders als viele andere Schiffe - weit außerhalb des Stadtzentrums in einem Industriehafen. Auch hier drängt sich der Verdacht auf, dass man auf Kosten der Gäste sparen will. Dass das Industrieambiente durch das den ganzen Tag anliegende Tankschiff nicht gerade schöner wurde, sei am Rande vermerkt. Deshalb der Tipp: Wenn Costa, dann eine Kabine auf der Backbordseite!