Der einzige Nachteil des Abstechers zum Monument Valley bestand darin, dass wir auf unserem Weg nach Moab am Lake Powell die 70 Meilen bis Bluff wieder zurückfahren mussten. Die dann folgende Strecke nach Norden auf der 191 versprach jedoch interessant zu werden, weil sie insgesamt drei Möglichkeiten bot, den Canyonlands Nationalpark kennen zu lernen. Die "große Lösung" wäre gewesen, ihn über die 95 von Südosten her zu durchqueren. Allerdings hätte dies völlig von unserer Route abgeführt. Ein Mittelweg wäre gewesen, über die 211 in den "Needles District" genannten nordöstlichen Teil des Parks zu fahren. Im Reiseführer hatten wir jedoch gelesen, dass man kurz hinter der 211 noch auf eine andere Seitenstraße trifft, die einen nach "nur" 22 Meilen zum Needles Outlook führt, von dem aus man den Großteil des Needles Districts überblicken kann. Da wir erstens noch einen weiteren Abstecher in den Canyonlands NP vorhatten, zweitens große Freunde von Aussichtsplateaus sind und drittens keine unnötige Zeit auf dem Weg zum Arches Nationalpark verlieren wollten, entschieden wir uns für diese "kleine Lösung".

Die 22 Meilen lohnen sich wirklich, denn der Needles Outlook bietet einen überragenden Blick über die Canyonlands. Unglaublich, was der Colorado River hier aus dem Felsen gewaschen hat. Im Grunde kann man die Aussicht mit der auf den Grand Canyon vergleichen, nur dass der Canyon hier noch viel breiter ist. "Needles District" heißt es übrigens, weil in der Ferne kleine, wie Nadeln in den Himmel ragende Felsen zu erkennen sind.

Einen Tag später, nach dem Besuch des Arches NP, kehrten wir noch einmal in die Canyonlands zurück, diesmal von Norden her durch den Dead Horse State Park, für den 10$ Eintritt verlangt werden (der "Annual Pass", der ein Jahr lang für einmalig 80$ freien Zugang zu allen Nationalparks der USA gewährt, gilt nicht für State Parks und nicht für indianische Verwaltung). Die Ausgabe lohnt sich aber in jedem Fall, denn nur auf diesem Weg kommt man in den Genuss folgenden Ausblicks:

Zu sehen ist der grüne Colorado River, wie er sich durch den Canyon schlängelt. Weil die Flussbiegung an ein Hufeisen erinnert, heißt sie "Horseshoe Bend". Auch an diesem Aussichtsplateau war absolut nichts los. Man erlebt die Natur ja dreimal so schön, wenn die Ruhe nicht durch laute Touristenmassen gestört wird. Dringt man weiter entlang des "Island in the sky scenic drive" in den Canyonlands NP ein, und scheut man eine kurze Wanderung (800m) nicht, gelangt man zu einem absoluten Höhepunkt: Dem "Mesa Arch", einer Naturbrücke aus Stein, unmittelbar vor dem Abgrund.

Im Arches NP gibt es eine Menge ähnlicher Naturwunder zu sehen, aber kein Steinbogen hat uns so gut gefallen wie dieser Mesa Arch. Auch hier mag die Ruhe vor Ort das Erlebnis im Vergleich zum sehr gut besuchten Arches NP gesteigert haben.


Apropos Arches Nationalpark. Hierzu sei eine kleine Geschichte vorausgeschickt: Wir hatten im Vorfeld unserer Reise einige wenige Hotels fest gebucht, darunter die Red Cliffs Lodge in Moab. Moab ist unweigerlich der Aufenthaltsort für alle Besucher des Arches NP, schon weil es in dessen Nähe keine andere Stadt gibt. Im Prospekt wurde die Red Cliffs Lodge beworben mit "bei Moab, in unmittelbarer Nähe des Arches NP gelegen". Vor Ort stellten wir fest, dass es vom Hotel bis zum Parkeingang immerhin 14 Meilen durch kurviges Gebiet waren, also gut eine halbe Stunde Fahrt. Zuerst waren wir darüber not amused, aber im Nachhinein würden wir immer wieder dort einkehren. Die Cabins unmittelbar am Colorado River sind sehr komfortabel, wie ein kleines Zuhause. Und das Personal war so freundlich und hilfsbereit, dass man sich auch heimisch fühlte. Auf diesem Wege nochmals ganz lieben Dank an Annie, die sich vorbildlich um uns gekümmert hat, obwohl TUI unsere Buchung verschlampt hatte und das Hotel eigentlich ausgebucht war (zu dumm, dass man uns deshalb upgraden musste...).

Im Arches NP waren wir auch zweimal, einmal am Nachmittag und einmal am Vormittag. Ich hatte mich gefragt, welche Tageszeit für Fotos wohl besser sein würde, denn gerade bei den Arches, wo Himmel und Felsen gleichermaßen wichtig sind, kommt es auf die richtige Beleuchtung an. Im Nachhinein kann ich es gar nicht sagen, es kommt wohl auf die einzelnen Arches an. Die Windows (nächstes Bild, links das "North Window", rechts das "South Window") fotografiert man z.B. am besten nachmittags.

Kaum einen Arch erreicht man übrigens mit dem Pkw. Zumeist muss man einen Wanderweg auf sich nehmen, der von einigen hundert Metern bis zu mehreren Kilometern lang sein kann. Manche führen über steile Abschnitte, andere sind einfacher zu bewältigen. Besonders leicht zu erreichen sind die oben abgebildeten "Windows", die zum absoluten Pflichtprogramm gehören. Man kann sich unmittelbar unter den Bogen stellen und durch ihn den Blick in die Weite des Nationalparks genießen:

In unmittelbarer Nähe der "Windows" gibt es zwei weitere Naturwunder zu bestaunen: Den "Balanced Rock" (unten links), der inzwischen wahrscheinlich schon heruntergefallen ist, so fragil wie er aussieht, und den Turret Arch (unten rechts), der den Windows an Schönheit in nichts nachsteht.

Wenn man einigermaßen zu Fuß ist, sollte man ferner den Weg zum Landscape Arch nicht scheuen, der vom Parkplatz 1,6 Meilen beträgt und durch einigermaßen gemäßigtes Gelände führt. Wir waren bei knapp 40 Grad Celsius unterwegs und froh, genügend Wasser mitgenommen zu haben, denn bei diesen Temperaturen und in dieser Höhe (1500m über NN) werden auch kleine Strecken schnell anstrengend, besonders wenn sie einen Anstieg beinhalten.

Der Landscape Arch hat uns von allen Arches im Arches NP vielleicht am besten gefallen, weil er so schmal und dadurch so besonders ist. Berühmter als er ist noch der vergleichsweise kleine, aber schön zu fotografierende Delicate Arch. Um diesen aus der Nähe zu sehen, muss man aber gut drei Meilen steil bergauf laufen, was uns angesichts der Temperaturen nicht der Mühe wert schien. Wir gaben uns mit dem ebenfalls nicht ganz kurzen und nicht ganz flachen Weg zu einem Viewpoint zufrieden, stellten jedoch fest, dass die Aussicht auf den Delicate Arch von dort aus nicht so berauschend war.